Martin Luther: Ein Sermon von dem Ablaß und Gnade, Nürnberg 1518 (Bayerische Staatsbibliothek, Res/4 Th.u. 103,XXV,14 a)

Anfang 1518 fasste Martin Luther (1483-1546) die wichtigsten Aspekte seiner „95 Thesen“ in der Schrift „Ein Sermon von dem Ablaß und Gnade“ in deutscher Sprache zusammen.

Gemeinhin werden die 1517 entstandenen Thesen mit dem Beginn der Reformation assoziiert; entscheidende Entwicklungen hatten jedoch bereits vorher begonnen. Der Originaltitel des auf Lateinisch abgefassten Textes lautet „Disputatio pro declaratione virtutis indulgentiarum“. Im Kern enthalten die Thesen Luthers Kritik am kirchlichen Ablasswesen und sein Plädoyer für ein neues Bußverständnis: Gott allein vergibt durch seine Gnade die Sünde, Absolution kann der Mensch nicht durch eigene Taten erreichen.

Luther verschickte die Thesen am 31. Oktober 1517 an den Bischof von Brandenburg und den Erzbischof von Magdeburg und Mainz. Kurze Zeit später stellte er sie auch einigen Freunden und Kollegen zur Diskussion. Ob aber der berühmte Thesenanschlag an der Wittenberger Schlosskirche tatsächlich stattgefunden hat, ist in der Forschung umstritten. Drucker brachten Luthers Thesen zunächst gegen seinen Willen an die Öffentlichkeit. Werkstätten in Nürnberg, Leipzig und Basel vervielfältigten sie in jeweils etwa 300 Exemplaren, wovon nur äußerst wenige überliefert sind.

Mit dem „Sermon von Ablaß und Gnade“ war Luthers Ablasskritik nun auch der großen Masse der Lesekundigen zugänglich, die kein Latein beherrschte. Das Werk entwickelte sich schnell zu einem phänomenalen publizistischen Erfolg. Bis 1520 erschien der „Sermon“ in 22 Ausgaben von mindestens 12 verschiedenen Druckereien. Das hier gezeigte Exemplar wurde 1518 in Nürnberg von Jobst Gutknecht (gest. 1548) gedruckt.

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