Spottbild auf Luthers Gegner, 1521 (Germanisches Nationalmuseum, HB 15079)

Der Holzschnitt auf diesem Flugblatt eines unbekannten Künstlers zeigt wichtige Kritiker Luthers zur Zeit des römischen Prozesses verspottend mit Tiermasken: Links außen erscheint der Franziskaner Thomas Murner (1475-1537) als Kater. Der Dichter und Satiriker Murner griff ab 1520 von Straßburg aus Luther in mehreren Schriften an. Am bekanntesten ist sein Gedicht „Von dem Großen Lutherischen Narren“ von 1522. Neben ihm ist der Theologe Hieronymus Emser (1478-1527), der nach der Leipziger Disputation 1519 antireformatorische Schriften publizierte, als Bock zu sehen.

Der Löwe in der Bildmitte ist Papst Leo X. (1475-1521, Papst 1513-1521), der in der Bildüberschrift als Antichrist bezeichnet wird. Rechts neben ihm stehen der Ingolstädter Theologieprofessor Johannes Eck (1486-1543) als Schwein und der Tübinger Theologieprofessor Jakob Lemp (1460/1470-1532) als Hund. Der Papst übergibt Johannes Eck eine Münze. Aus der Bildunterschrift geht hervor, dass Leo X. Eck einen Kardinalshut und Geld verspricht, im Gegenzug solle Eck Luther niederzwingen.

Die verspottende Darstellung von literarischen Kontrahenten durch Tiermotive gab es bereits zuvor unter Humanisten. Die Tiere wurden aufgrund des Namens oder anderer Eigenschaften zugewiesen, beispielsweise leitete sich die Darstellung Johannes Ecks als Schwein von dessen Nachnamen ab: Die Ecker (Eichel) war ein Schweinefutter. Mit diesen Tiermasken wurden die Gegner Luthers auch in späteren Satiren dargestellt.

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