Briefbuch des Christoph Scheurl, Bd. 2: Briefe, 1517-1540, hg. v. Franz von Soden, Potsdam 1872

Der Jurist und Humanist Christoph Scheurl (1481-1542) nahm bis 1530 eine Position zwischen Reformatoren und Altgläubigen ein. Scheurl stammte mütterlicherseits von den Tuchern ab, einem der bedeutendsten Nürnberger Patriziergeschlechter. Nach Studien in Heidelberg und Bologna und einer mehrjährigen Tätigkeit als Professor in Wittenberg kehrte er 1512 als Ratskonsulent nach Nürnberg zurück.

Dort gehörte er seit 1517 dem humanistischen Staupitzkreis an, dem er selbst den Namen „Sodalitas Staupitziana“ gab. Seine Haltung, sich lange Zeit weder eindeutig der reformatorischen noch der altgläubigen Seite zuzuordnen, brachte ihm gerade von den Reformatoren viel Kritik ein. Mit der Reformation brach er endgültig erst im Jahr 1530 nach einem Streit mit Philipp Melanchthon (1497-1560).

Scheurl pflegte einen regen brieflichen Austausch mit verschiedenen Persönlichkeiten aus reformatorischen, humanistischen und konservativ-altgläubigen Kreisen, darunter auch Martin Luther (1483-1546) und Johannes Eck (1486-1543). Das „Briefbuch“ Scheurls befindet sich im Original im Scheurlschen Familienarchiv im Germanischen Nationalmuseum Nürnberg. Hier wird ein Druck aus dem Jahr 1872 gezeigt, herausgegeben von dem Historiker Franz von Soden (1790-1869).

Besonders aufschlussreich sind einige Briefe Scheurls an Luther und Eck von 1517, in denen er einen Ausgleich und anfangs sogar eine Freundschaft zwischen den späteren Antipoden herbeizuführen versuchte (siehe S. 1-3, 11, 12, 14). Der Nürnberger Humanist beteiligte sich auch daran, Luthers Schrift „Disputatio contra scholasticam theologiam“ von 1517 in der Öffentlichkeit bekannt zu machen. Dabei handelt es sich um den ersten theologischen Text, dessen Verbreitung Luther selbst in Angriff nahm (siehe S. 24-25).

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