Lindau

In Lindau setzte sich die Reformation relativ früh durch. Geistliche rezipierten bereits Anfang der 1520er Jahre Luthers Schriften und predigten schon 1522 dessen Lehre. Als Protagonisten dieser frühen Jahre fungierten die Theologen Michael Hug (gest. 1524) und Sigmund Rötlin (gest. 1525). An ihre Stelle trat Thomas Gassner (gest. 1548) – er gilt als der bedeutendste Reformator Lindaus.

1525 fand die erste evangelische Abendmahlsfeier in der Pfarrkirche St. Stephan statt, 1528 wurde die traditionelle Messe ganz abgeschafft. Gassner orientierte sich bei der Neugestaltung des Lindauer Kirchenwesens zunächst eng an der Schweizer Richtung der Reformation, die Huldrych Zwingli (1484-1531) begründet hatte. Dies geschah allerdings ohne dass Gassner Luthers Theologie gleichzeitig ablehnte. In Lindau kam es 1530 auch zu einem der berüchtigten „Bilderstürme“, bei dem Gassner alles Bildwerk aus der Pfarrkirche St. Stephan entfernen ließ.

Der städtische Rat unterstützte die reformatorische Bewegung seit 1523 und trug damit entscheidend zu ihrem Erfolg bei. So gehörte Lindau zu den Mitunterzeichnern der „Protestation“ auf dem Reichstag von Speyer 1529, welche den Begriff der „Protestanten“ prägen sollte. Wegen Streitigkeiten in der Abendmahlsfrage entschied sich der Rat allerdings dafür, 1530 nicht die „Confessio Augustana“, sondern die „Confessio Tetrapolitana“ zu unterstützen.

In Zusammenarbeit mit Thomas Gassner institutionalisierte der Stadtrat die Reformation in den 1530er Jahren, indem er etwa neue Trau- und Taufbücher auflegte und das Schulwesen neu gestaltete. Auch die Gründung der bedeutenden reichsstädtischen Bibliothek im Jahr 1538 ist ein „Produkt“ der reformatorischen Strömungen.