Päpstliche Bannandrohungsbulle Exsurge domine, Ingolstadt 1520 (Bayerische Staatsbibliothek, Rar. 1478)

Der Ingolstädter Theologieprofessor Johannes Eck (1486-1543) war Mitglieder der Viererkommission, die im Frühjahr 1520 in Rom auf Anweisung Papst Leo X. (1475-1521, Papst 1513-1521) eine Bulle gegen Martin Luther (1483-1546) ausarbeitete.

In dieser Bulle werden 41 wörtlich zitierte Aussagen aus Werken Luthers als häretisch, falsch und Ärgernis erregend verworfen, ohne dabei die einzelnen beanstandeten Artikel genauer zu unterscheiden. Luthers Schriften sollten verbrannt werden, er selbst hatte diese "Irrtümer" binnen 60 Tagen zu widerrufen. Ansonsten würden er und seine Anhänger zu Ketzern erklärt und mit dem Kirchenbann belegt.

Die auf den 15. Juni 1520 datierte Bulle beginnt mit dem Psalmwort (Ps 74,22) Exsurge Domine, das der Bulle ihren Namen gab. Mit ihrer Bekanntmachung im Heiligen Römischen Reich waren der päpstliche Bibliothekar Hieronymus Aleander (1480-1542) sowie Johannes Eck als Nuntien betraut. Eck stieß dabei an einigen Orten auf Widerstand.

In Ingolstadt ließ der Senat die Bulle nach anfänglichem Zögern am 29. Oktober 1520 in der Universität verlesen. Noch am selben Tag verlasen sie Eck in seiner Pfarrkirche St. Moritz und Georg Hauer (1484-1536) in der Pfarrkirche Unserer Lieben Frau. Die Bulle war in Rom in Buchform gedruckt worden; in Ingolstadt und in anderen deutschen Städten entstanden Nachdrucke in lateinischer Sprache und in deutscher Übersetzung.

Luther widerrief seine Lehren nicht, sondern verbrannte die Bannandrohungsbulle am 10. Dezember 1520 in Wittenberg. Daraufhin verhängte Papst Leo X. mit der Bulle „Decet Romanum Pontificem“ am 3. Januar 1521 den Bann über Luther.

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