Andreas Osiander, Taufordnung für die Reichsstadt Nürnberg, 1524 (Bayerische Staatsbibliothek, 4 Liturg. 196#Beibd.1)

Anfang des Jahres 1524 verfasste Andreas Osiander (1498-1552) eine neue Taufordnung für Nürnberg. Sie ist Teil von verschiedenen Maßnahmen zur Reform der Gottesdienstordnung in Nürnberg, die der Rat der Stadt in Auftrag gegeben hatte.

Bei der Neufassung übersetzte Osiander die bisher in der Nürnberger Kirche St. Lorenz angewandte lateinische Bamberger Taufordnung ins Deutsche. Diese bildete aber nur die Grundlage, von der er erheblich abwich. Es flossen auch Gebete aus Martin Luthers (1483-1546) deutschem Taufbüchlein von 1523 und Elemente anderer Taufordnungen mit ein. Besonders die ausführliche Form des aus der mittelalterlichen Liturgie stammenden Exorzismus der Täuflinge ist eine Besonderheit Osianders, die in der Lutherischen Ordnung so nicht vorkam.

Die handschriftlich verfasste Ordnung wurde vom Nürnberger Rat gebilligt und bereits am 24. Februar 1524 erstmals angewandt. Bereits vor August 1525 wurde die Ordnung beim Nürnberger Drucker Jobst Gutknecht (gest. 1548) vervielfältigt. Auf dem Deckblatt wurde auch das Wappen der Reichsstadt Nürnberg abgedruckt. Osianders Ordnung wirkte auf die Würzburger Taufordnung von 1524 und auf das „Tauffbuch deutsch Breslisch“ von Breslau nach. Der mutmaßliche Autor Johann Heß (1490-1547) stammte aus Nürnberg und war von dort nach Breslau übergesiedelt.

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