Prachtwerke im Umkreis der Herrscher

Zur höchsten Entfaltung kam die ottonische Buchmalerei in den Prachtcodices, die im Auftrag der Könige oder zu deren Gebrauch geschaffen wurden. Die kostspieligen liturgischen Handschriften der Evangeliare und Sakramentare waren Stiftungen für die Kirchen des Reichs. Im Gegenzug erwarteten die Stifter Gebete für ihr Seelenheil und eine Pflege der Erinnerung an sie nach ihrem Tod.

Kaiser Otto III. (980-1002, Kaiser ab 996) und Kaiser Heinrich II. (978-1024, Kaiser ab 1014) bevorzugten die Abtei der Reichenau und St. Emmeram in Regensburg für die Herstellung der prachtvollen „Herrscherhandschriften“. Regensburg war das religiöse, wissenschaftliche und künstlerische Zentrum in Bayern. Für die besondere Stellung Regensburgs sprechen das Evangelistar der Äbtissin Uta (Clm 13601) und das Sakramentar Heinrichs II. (Clm 4456), dessen Einband in bavarikon in 3D betrachtet werden kann. Von der Insel Reichenau werden vier weltberühmte Prachtcodices gezeigt: das Evangeliar Ottos III. (Clm 4453), das Perikopenbuch Heinrichs II. (Clm 4452), das Evangeliar aus dem Bamberger Dom (Clm 4454) sowie die Bamberger Apokalypse (Msc.Bibl.140). Sie gehören seit 2003 zum Weltdokumentenerbe der UNESCO.

Zu den besonderen Errungenschaften dieser ottonischen Periode gehören die großartigen Herrscherbilder. Für diese repräsentativen Bildnisse wurden zwei grundlegende ikonographische Formen gewählt: das Thronbild und das Krönungsbild. Die Krönung erfolgt durch die Hand Gottes oder Christus. Diese Bilder stellen eine Verbindung zwischen profaner und sakraler Welt her und dokumentieren die Heiligkeit des Kaisertums.

(Nach: Elisabeth Klemm, Prachtwerke im Umkreis der Herrscher, In: Pracht auf Pergament. Schätze der Buchmalerei von 780 bis 1180. Katalog zur Ausstellung, München 2012, S. 138-149.)

Die anderen Teilsammlungen zu "Pracht auf Pergament" in bavarikon

>> Diese Sammlung ist ein Teil des Bestandes "Pracht auf Pergament" der Bayerischen Staatsbibliothek und der Staatsbibliothek Bamberg.