Bügelfibel von Wittislingen - Inschrift für eine Tote

Archäologische Staatssammlung München

Beschreibung

Bis heute gibt es kein auch nur annähernd vergleichbares Stück zu der Bügelfibel, die bereits 1881 bei Steinbrucharbeiten in Wittislingen am Südrand der Schwäbischen Alb gefunden wurde. Mit einer Länge von fast 16 cm gehört sie zu den größten Exemplaren dieser frühmittelalterlichen Fundgruppe und zu den am reichsten verzierten. Ein besonderes Zeugnis frühmittelalterlicher Schriftlichkeit ist die lateinische Inschrift in Niello (einer schwarzen Metallmasse) auf der Rückseite, die während der Herstellung angebracht wurde. Nach den verwendeten Formulierungen handelt es sich dabei offenbar um die Kopie einer Grabinschrift für eine Frau namens Uffila. Grabinschriften sind im 6. und 7. Jahrhundert nur in Italien, Gallien und im Rheinland üblich, so dass man die ansonsten unbekannte Uffila in einer dieser Regionen ansiedeln darf. Das Schmuckstück zeigt eindringlich die weiten Verbindungen der führenden Schichten des Frühen Mittelalters, denn die Trägerin der Fibel, die man in Wittislingen beigesetzt hatte, war wohl eine Angehörige der Uffila oder dieser auf eine andere Weise eng verbunden. Anders wäre es nicht erklärbar, warum der Goldschmied den Auftrag erhielt, die christliche Grabinschrift auf ein Schmuckstück zu übertragen. Der Stolz des Goldschmiedes über sein Können teilt sich in der für diese Zeit einmaligen Handwerkerinschrift mit: Wigerig hat (die Fibel) gemacht.

Autor

Archäologische Staatssammlung München

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