Die Antworten aus Unterfranken auf die „Rundfrage“ des Bayerischen Vereins für Volkskunst und Volkskunde, 1908/09

Aus dem Regierungsbezirk Unterfranken sind im Sammlungsbestand der „Rundfrage“ 111 Antwortschreiben erhalten. Sechs von ihnen wurden ursprünglich für Mittelfranken eingereicht. Sie stammen aus einer Region, die erst mit der Gebietsreform 1972 zu Unterfranken kam.

Wer hat geantwortet?

Von den namentlich gekennzeichneten Antworten kommen mit Ausnahme einer einzigen Lehrerin alle anderen von männlichen Autoren. Zu drei Vierteln sind es die örtlichen Lehrer, einige von ihnen auch in gehobenen Positionen als Bezirksoberlehrer, und zu jeweils etwa ein Zehntel Pfarrer und Bürgermeister. Bei letzteren ist allerdings nur ihre Funktion in der kommunalen Verwaltung und nicht ihr eigentlicher Beruf bekannt. Unter den Restlichen finden sich ein Oberförster, ein Germanistikstudent, ein Ingenieur und ein Stadtmagistrat. In drei Fällen haben auch zwei Personen gemeinsam die Antwort geliefert. Von 18 Autoren sind weder Namen noch andere Angaben überliefert. Jochen Ramming befasste sich in seinem Aufsatz „Volkskunde auf Amtswegen“ (Bayerisches Jahrbuch für Volkskunde 2006, S. 1–14) eingehend mit den unterfränkischen Autoren und quellenkritischen Problemen. Die Antworten aus Unterfranken sind in mehr als der Hälfte der Fälle zwischen einer und neun Seiten lang, ein Drittel sind bis zu 19 Seiten und ein knappes Zehntel bis zu 29 Seiten lang. Nur sechs Beiträge haben einen Umfang von 30 und mehr Seiten, der längste kommt aus Obernburg am Main (Landkreis Miltenberg) mit 80 Seiten.

Einwohnerstruktur der Orte

Ein gutes Drittel der Orte hatte um 1900 weniger als 500, zwei Fünftel bis 1000 und ein gutes Fünftel mehr als 1000 Einwohner; die Statistik enthält keine Angaben zur sozialen Schichtung. Die überwiegende Anzahl der Orte war gemischt konfessionell, allerdings überwog in etwa vier Fünftel der Orte die katholische, in einem Fünftel der Orte die evangelische Konfession und Bewohner jüdischen Glaubens waren in knapp einem Drittel der Orte vertreten. Doch die wenigsten Antworten gehen auch auf Glaubens- oder Konfessionsunterschiede ein. Die regionale Verteilung ist nicht ganz gleichmäßig, Antworten aus dem nördlichen und westlichen Unterfranken sind etwas zahlreicher. Einen Eindruck vermittelt das Kartenbild, das Torsten Gebhard in seinem Aufsatz „Bemerkungen zur volkskundlichen Umfrage [...]“ (Bayerisches Jahrbuch für Volkskunde 1986/87, S. 12) gibt.

Die anderen Teilsammlungen zur "Rundfrage" von 1908/09

>> Diese Sammlung ist ein Teil der „Rundfrage“ des Bayerischen Vereins für Volkskunst und Volkskunde aus dem Bestand des Instituts für Volkskunde.