Innsbrucker Skizzenbuch

Das "Innsbrucker Skizzenbuch" besteht aus acht verschieden großen Bögen (davon 1 Mantelbogen), die wohl überwiegend Alessandro Galli Bibièna (1686-1748) während seines Aufenthalts in Innsbruck zwischen 1716 und 1718 mit flüchtig angelegten Arbeits- und Ideenskizzen füllte. Gemeinsam mit seinem Vater Ferdinando (1656-1743) arbeitete Alessandro ab 1711 am kaiserlichen Hof in Wien, bevor er dem Hofstaat von Karl Philipp von der Pfalz-Neuburg (1661-1742) über Innsbruck, Neuburg a.d. Donau und Heidelberg an den Mannheimer Hof folgte, wo er 1720 bis zu seinem Tod 1748 tätig war.

Die in unterschiedlichen Nuancen von brauner Tinte angefertigten Federzeichnungen, die nur in wenigen Ausnahmen eine Bleistiftvorzeichnung (F 8712, F 8713) oder Lavierung (F 1266, F 147) aufweisen, zählen zu den frühesten Arbeiten von Alessandro. Wie auch andere in Wien und New York erhaltene Skizzenbücher der Familie Bibièna zeigen, legte sich auch Alessandro eine Sammlung motivischer Varianten an, mit denen er ein weites Spektrum barocker Bühnendekorationen in Teillösungen oder Details vorstellte.

Alessandro unterteilte die einzelnen Blätter des Skizzenbuchs meist in zwei oder drei querformatige sowie in vier bis sechs annähernd quadratische Bildfelder, in denen er die zu lösenden motivischen Aufgaben mehrfach - manchmal auch äußerst flüchtig - skizzierte: Damit variierte Alessandro die auf der Bühne bevorzugten Raumtypen wie u.a. Innenraum eines königlichen Palasts, Vorhof, Straßenflucht, Treppenaufgang, Festungsanlage oder Kerker.

Aber auch Details von Brunnen- oder Portalanlagen sowie architektonische Dekorelemente wie Säulen und Kartuschen sind im Skizzenbuch zu finden. Das Buch enthält kaum landschaftliche Motive, so dass die beiden Zeichnungen einer Waldszene und einer Höhlenanlage als Ausnahmen erscheinen. Mit Hilfe der von seinem Vater erfundenen Winkelperspektive lotet er in den unterschiedlichen Skizzen verschiedene Möglichkeiten aus, um komplizierte Raumfolgen darzustellen oder Galerien mit ins scheinbar Unendliche führenden Seitenarmen zu entwerfen. Die kurzen Beschriftungen auf einzelnen Blättern geben im besten Fall Aufschluss zu Zweck und Motiv der Zeichnung, liefern jedoch in keinem Fall Angaben, welche die Skizzen bestimmten Stücktiteln zuordnen ließen.

>> Das Innsbrucker Skizzenbuch ist ein Teil des Bestandes "Bühnendekorations- und Szenenentwürfe" des Deutschen Theatermuseums.