Beschreibung
Johannes Hartlieb, seit 1440 Leibarzt am Münchner Hof Albrechts III., war politischer Berater, Diplomat und Verfasser von Sachtexten und literarischen Werken. Die ihm zugeschriebene "Chiromantia", eine Einführung in die Handlesekunst mit 44 Abbildungen, wurde 1448 für die Gemahlin des Herzogs, Anna von Braunschweig, verfasst. In der Deutung unterschiedlichster Erscheinungen als Zukunftsindikatoren tritt das Mittelalter das Erbe der griechisch-arabischen Wissenschaft an. Hartliebs "Chiromantia", die erste in deutscher Sprache, ist mit ihren praktischen Anleitungen zur Handlesekunst ein markantes Beispiel dafür. Auf den Einleitungstext folgen Darstellungen von einander paarweise zugeordneten Männer- und Frauenhänden, die Bilder zeigen jeweils eine linke Frauen- und eine rechte Männerhand mit Linien und Markierungen. Beigefügte Schriftbänder erklären deren Merkmale auf Eigenschaften und Schicksale ihrer Träger hin. So werden die Schicksalslinien von Abenteurern, Glückspilzen, Pechvögeln, Zauberern etc., aber auch verschiedene Arten von Liebesglück und -leid gezeigt und gedeutet. Hartliebs Werk ist nur in einem einzigen Druck, einem circa 1488-1490 beidseitig bedruckten Blockbuch in vier Zuständen, erhalten. Datum: 2016
Autor
Peter Czoik