Die zwei Seiten. 1. eigenhändige Niederschrift - BSB Cgm 8466

Bayerische Staatsbibliothek

Beschreibung

Die altbayerische Volksschriftstellerin Lena Christ (1881-1920) stammte aus einer Welt, "die ihre soziale Verdammnis in sich selbst trug", die es nicht erlaubte, "daß einer nur seine Lebenshoffnung höher steckte als bis zum Knecht und zur Dirn" (J. M. Bauer). Ihr dichterisches Talent kam in den realistisch gefärbten und autobiografischen "Erinnerungen einer Überflüssigen" sowie in den Romanen und Erzählungen zum Ausdruck. Im Manuskript "Die zwei Seiten" von 1918 geht Christ anhand der Gedanken eines alten Kreuzhofbauern der Frage nach dem Verhältnis von Gut und Schlecht nach: "Es hat ein jedes Ding in der Welt seine zwei Seiten, heißts: eine vordere und eine hintere, oder wie der Bauer sagt: eine g'rechte und eine denke, was so viel heißt, als: eine gute und eine schlechte." Im Gegensatz zum Städter weiß er aus Erfahrung, dass das bäuerliche Leben kein Honigschlecken ist, und sieht deshalb die Kehrseite der Medaille. Im Ersten Weltkrieg musste er seine besten Pferde, die Wägen, Knechte und eigenen Söhne hergeben, trotzdem er weiterhin gearbeitet hat, um die Städter mit Brot zu versorgen. Besonders verdrießt den Kleinbauern, dass kein Mensch einsieht, dass er alles im Krieg hergeben musste, während die Großbauern als Kriegsgewinnler neue Werkzeuge und Maschinen kaufen konnten. Datum: 2016

Autor

Peter Czoik

Rechtehinweis Beschreibung

CC0