Varia carmina et orationes- BSB Clm 11797

Bayerische Staatsbibliothek

Beschreibung

Die Handschrift enthält verschiedene Lieder und Gebete, u.a. auf Bl. 151v-243r das Drama "Cenodoxus" von Jakob Bidermann. Das erfolgreichste der neun erhaltenen Dramen des lateinischen Jesuitendichters Jakob Bidermann (1578-1639) wurde 1602 in Augsburg uraufgeführt. Dargestellt wird Leben und Sterben eines gelehrten und berühmten Pariser Medizinprofessors des 11. Jahrhunderts, der äußerlich fromm, innerlich von Eigensucht, Hochmut und Stolz erfüllt dem Ringen der himmlischen und höllischen Mächte um seine Seele erliegt und am Ende der ewigen Verdammnis preisgegeben wird. Das Werk ist eine Anklage gegen den Tugendstolz des Humanismus stoischer Ausprägung und in zwei Handschriften überliefert, der Kehlheimer und der (hier vorliegenden) Pollinger Handschrift. Formal steht es noch stark in der Tradition des spätmittelalterlichen Humanistendramas. Seine Gliederung in fünf Akte stellt gleichwohl eine Neuerung im geistlichen Spiel des 16. Jahrhunderts dar und weist auf das künftige Barockdrama hin. Komische Szenen lockern das Drama auf, dienen jedoch auch dazu, die äußere und innere Handlung zu fördern. Die barocke Spannung von Gut und Böse, Diesseits und Jenseits spiegelt sich im Gegeneinander von realen Personen, allegorischen Personifikationen sowie Himmels- und Höllengestalten. Die letzte Szene zeigt den Entschluss, Abschied von den Geschäften dieser Welt zu nehmen. Bidermann verarbeitet dabei u.a. die Legende vom heiligen Bruno von Köln. Datum: 2016

Author

Peter Czoik

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