Rotgardist am Marienplatz

Münchner Stadtmuseum

Beschreibung

Das Gemälde zeigt einen bewaffneten Angehörigen der "Roten Armee" im Jahr 1919 auf dem Münchener Marienplatz. Seine Zugehörigkeit wird durch die rote Armbinde kenntlich gemacht. Im Hintergrund sind die Türme der Frauenkirche, das rot beflaggte Neue Rathaus und die Mariensäule zu sehen. Die Rote Armee wurde im April 1919 nach sowjetrussischem Vorbild zur Verteidigung der Räterepublik aufgestellt. Zur Bildung von Räteregierungen war es in München und anderen bayerischen Orten als Ergebnis einer Radikalisierung von Rätegremien gekommen, die im Zuge der Revolution im November 1918 eingerichtet worden waren. Die eigentliche, aus der Landtagswahl vom Januar 1919 hervorgegangene bayerische Regierung musste daraufhin ihren Sitz nach Bamberg verlegen. Als Gegner der "Roten Armee" fungierten Reichswehreinheiten und Freikorpsverbände, welche die Münchner Räterepublik bis Anfang Mai 1919 schließlich auch niederschlugen. Die in Unterfranken geborene Künstlerin Berta Kaiser (1875-1962) ist vor allem für ihre impressionistisch geprägte Freilichtmalerei bekannt. Da sie in München wohnte, kam sie unmittelbar mit den Ereignissen der Revolutionszeit in Berührung. Kaisers Darstellung des Rotgardisten, der sich allein auf einem zentralen Platz befindet, kann als Bild der Fremdheit in der eigenen, von Konservativismus und Katholizismus geprägten Stadt interpretiert werden: Die Münchener Bevölkerung stand mehrheitlich gegen die Räterepublik.

Autor

Dr. Matthias Bader

Rechtehinweis Beschreibung

CC0