Irma Landman Avery (geb. Landmann) (1923-1985)

Beschreibung

Irma Landman Avery, geb. Landmann, wurde am 20.06.1923 als Tochter des Pelzfabrikaten Joseph Landmann (1895-1964) und dessen Frau Regina Landmann, geb. Grünebaum (1891-1955), in Augsburg geboren. Dort wuchs sie in der Hermanstraße 3 auf, wo die Familie Landmann seit 1922 in einem gemeinsamen Haushalt mit Minna Wolf (1889-1943, einer Schwester der Mutter Regina) und deren Tochter Auguste (1922-2005) lebte. Irma besuchte von 1934 bis 1938 die Maria-Theresia-Schule. Wie ihre beiden älteren Geschwister Heinz (später Henry, 1920-2014) und Johanna (später Joan, 1921-1970) wurde auch Irma als Jugendliche Mitglied in der ‚Privaten Tennisgesellschaft Augsburg‘ (PTGA). Der Sportverein wurde auf Initiative jüdischer Augsburger Kaufleute in den frühen 1920er-Jahren gegründet. Der letzte Vorsitzende des Vereins war Irmas Vater Joseph Landmann. In dem Sportverein konnten Jüdinnen und Juden bis 1938 weiter trainieren, nachdem sie aus den allgemeinen Klubs ausgeschlossen worden waren. Das Vereinsgelände im Alten Heuweg war für sie auch ein wichtiger sozialer Treffpunkt. Irma Landmann nahm als Leichtathletin an zahlreichen Wettkämpfen teil.

Nachdem Joseph und Heinz Landmann im Zuge der Novemberpogrome vorübergehend im KZ Dachau inhaftiert worden waren, floh die Familie 1939 in die USA. Die Eltern und Geschwister ließen sich in New York (USA) nieder und blieben in engem Kontakt zueinander. Während des Krieges arbeitete Irma Landman als Krankenschwester und absolvierte eine Militärzeit in einem Medizinisch-Technischen Labor des Women-Army-Corps. Sie heiratete den gebürtigen Amerikaner Guy William Avery (1909-1969) und bekam mit ihm eine Tochter. Das Paar betrieb ein Restaurant. Bis zu ihrem Tod am 16.01.1985 lebte Irma Landman Avery in New York (USA).

2019/2020 schenkte die Tochter von Irma Landman Avery dem Jüdischen Museum Augsburg Schwaben Fotografien sowie private Dokumente aus dem Nachlass ihrer Mutter. Das Konvolut besteht größtenteils aus Familienfotos und Aufnahmen, die Irma Landmann während ihrer aktiven Zeit als Leichtathletin in der PTGA zeigen. Zu den privaten Dokumenten zählen unter anderem der ‚Fremdenpass‘ von Irma Landman Avery sowie ihre Geburtsurkunde und Schulzeugnisse.

Autor

Nathalie Jäger M.A. (Jüdisches Museum Augsburg Schwaben)

Literatur:

Brief Johanna Landmanns, 1943; Auszug bei Ernst Jacob, Rundschreiben Nr. 6, September 1943, in: Gernot Römer (Hg.), „An meine Gemeinde in der Zerstreuung“. Die Rundbriefe des Augsburger Rabbiners Ernst Jacob 1941-1949, Augsburg 2007, S. 74-80, hier: S. 78.

Markwart Herzog (Hg.), und Dirk Belda, Christoph Engelhard, Peter Fassl, Georg Feuerer, Anton Kapfer, Claus W. Schäfer, Benigna Schönhagen, Jim G. Tobias, Dietmar-H. Voges, Sportler jüdischer Herkunft in Süddeutschland. hrsg. von Herzog Markwart (Irseer Dialoge, Bd. 22), 1. Aufl., Stuttgart 2021.

Gernot Römer, Die Austreibung der Juden aus Schwaben. Schicksale nach 1933 in Berichten, Dokumenten, Zahlen und Bildern, Augsburg 1987, S. 219-227.

Ders., „Wir haben uns gewehrt.“ Wie Juden aus Schwaben gegen Hitler kämpften und wie Christen Juden halfen, Augsburg 1995, S. 82, 87-101.

Paul Rosenau und Henry Landman, Erinnerungen an die 20er und 30er Jahre in Augsburg, in: Peter Fassl (Hg.), Geschichte und Kultur der Juden in Schwaben II. Neuere Forschungen und Zeitzeugenberichte, Stuttgart 2000, S. 319-337.

Jüdisches Museum Augsburg Schwaben