Schlüsselgriff mit Rinderfigur

Archäologische Staatssammlung München

Beschreibung

Unter den fast 100 bekannten sogenannten „Sanzeno-Schlüsseln“ ist der große Schlüssel aus Sonthofen im Allgäu der prächtigste mit seinem einzigartigen, weil figürlich verziertem Griff mit Stierfigur. Der bronzeüberfangene Griff mit eisernem Kern sitzt am Übergang zum Schaft anstelle eines einfachen Zapfens zum Schieben des Schlüssels. Schlüssel dieser Art, mit denen man Schubriegelschlösser von schweren Türen öffnete und verschloss, gehören in den südlichen Zentralalpen, in den Provinzen Trient und Bozen, zu den charakteristischen Weihegaben des 4. und 3. Jahrhunderts v. Chr. aus rätischen Brandopferplätzen oder Heiligtümern. Allein aus Sanzeno (Trient) sind über 40 Schlüssel überliefert. Das Exemplar aus dem Allgäu ist einer der seltenen Funde eines derartigen Schlüssels aus dem nördlichen Alpenraum. Der Schlüssel ist bis auf wenige Teile des sichelförmigen langen eisernen Schaftes und des Bartes vollständig erhalten. Er wurde 1987 beim Ausheben einer Baugrube an einem besonderen Platz geborgen: am Fuße eines ins Tal der Iller vorgeschobenen Ausläufers einer Hügelkette. Der Schlüssel war einst unterhalb einer Quelle am Steilhang des „Schönen Bichls“ im Fluß, in einem Altwasser oder einem Weiher als Weihegabe versenkt worden.

Autor

Archäologische Staatssammlung München

Rechtehinweis Beschreibung

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