Venustorso

Archäologische Staatssammlung München

Beschreibung

Einen »bayerischen Fund« ganz spezieller Art stellt die sogenannte Venus von Epfach dar. Sie wurde 1858 vom Historischen Verein von und für Oberbayern zusammen mit anderen Skulpturen aus Marmor mit der Herkunftsangabe Epfach angekauft. Während am Venustorso nichts auf eine nachantike Entstehung hindeutet, müssen die übrigen Stücke in der Neuzeit entstanden sein. Der Frauentorso kann aufgrund der Körperhaltung in eine Reihe mit zahlreichen Venusstatuen des Typs Medici gestellt werden. Diese Darstellung, die die Venus, die Göttin der Liebe, beim Bade überrascht zeigt, ist inspiriert von einer der berühmtesten Statuen des klassisch-griechischen Altertums: der Aphrodite/Venus von Knidos (Datça, Prov. Muğla, Türkei). Der Schöpfer dieser Skulptur um 340 v. Chr. war der griechische Bildhauer Praxiteles (um 390–320 v. Chr.), der damit erstmals eine lebensgroße nackte Frau abbildete. Sie wurde bereits kurz nach ihrer Aufstellung in einem Tempel in Knidos zu einer touristischen Attraktion der Antike. Entsprechend häufig waren auch die Kopien und Varianten nach dem berühmten Vorbild. Die kleinformatige römische Nachahmung in der Archäologischen Staatssammlung könnte aufgrund ihrer hervorragenden Qualität in einer italischen Werkstatt entstanden sein. Sie dürfte einst zur Ausstattung einer römischen Villa gehört haben. Von den sonstigen Marmorfunden aus dem römischen Epfach unterscheidet sie sich so grundlegend, dass ihr Fundort an anderer Stelle gesucht werden muss.

Autor

Archäologische Staatssammlung München

Rechtehinweis Beschreibung

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