Beschreibung
Ende der 90er Jahre des 20. Jahrhunderts wurden an einem alten Weg auf dem bewaldeten Höhenrücken Aggbichel im Tal der Tiroler Ache prächtige, vergoldete Bronzebeschläge aus der Karolingerzeit (8./9. Jahrhundert) gefunden. Der Aggbichel bildet einen verkehrsgeographisch wichtigen Punkt, da er den Weg aus dem Inn- und Achental in das Voralpenland Richtung Chiemsee kontrolliert. Die Beschläge dienten einst als Zierbesatz eines Schwertgurtes oder Pferdezaumzeuges. Auf den vier geschweiften Beschlägen sind stark stilisierte Tierfiguren dargestellt, die ihre nächsten Vergleiche im sogenannten skandinavischen Greiftierstil finden. In diesem Kunststil werden vierfüßige Tiere angebildet, die sich in anatomisch unmöglichen Positionen an verschiedene Körperteile fassen, manchmal auch den Nachbarn erwischen oder sich selbst zu würgen scheinen. Eine Herkunft der Beschlagteile aus dem skandinavischen Raum kann aber ausgeschlossen werden, da die Aggbicheler Greiftierchen ein Verzierungsdetail besitzen, das charakteristisch für kontinentale Arbeiten ist: eine Spirale, die den Ansatz des Schenkels markiert. Auch wenn man den genauen Herstellungsort der Aggbicheler Besätze noch nicht festmachen kann, zeigt die außergewöhnliche Kombination von kontinentalen und skandinavischen Zierformen die weitreichenden Beziehungen der karolingerzeitlichen Führungsschicht.
Autor
Archäologische Staatssammlung München