Flügellanze »Rüstungskontrolle« an der Reichsgrenze

Archäologische Staatssammlung München

Beschreibung

Im Verlauf des 8. Jahrhunderts wurden eiserne Lanzenspitzen in zunehmend größeren und massiveren Formen geschmiedet. Zugrunde lag dieser Entwicklung eine neue Kampftechnik, die den Einsatz schwerer Stoßwaffen durch Reiterkrieger vorsah - als militärische Antwort auf berittene Verbände der Awaren und Araber, die damals das Frankenreich bedrohten. Aus seitlichen Fortsätzen und Haken am Tüllenende der Lanzen gingen schließlich flächige "Flügel" zur Befestigung von Fähnchen hervor: Die typische Flügellanze der Karolingerzeit war geboren. Seit dem frühen 10. Jahrhundert galt eine karolingische Flügellanzenspitze als Insignie des Reiches, als "Heilige Lanze" (heute in Wien), weil in ihrem ausgestemmten Blatt angeblich ein Nagel vom Kreuz Christi eingearbeitet ist. "Am Hang der Wallanlage" auf dem Schlüpfelberg, der 573 Meter hoch das Tal der Sulz bei Mühlhausen überragt, soll diese prächtig verzierte Flügellanze zutage getreten sein. Eingehämmerte farbige Fäden aus kostbarem Silber und Gold heben die Schlüpfelberger Flügellanze unter formal vergleichbaren Stücken hervor. Möglicherweise war das exquisite Einzelstück das Rangabzeichen eines karolingischen Amtsträgers. Der Fundort liegt im Hinterland von Regensburg und Premberg bei Teublitz, (Lkr. Schwandorf), wo 805 der Außenhandel mit den Slawen gezielt kontrolliert und der Export fränkischer Waffen verhindert werden sollte. Weitere Ansichten siehe Fotonummer D 2015-1186 und D 2015-1193.

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Archäologische Staatssammlung München

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