Zauberpüppchen – Magische Durchbohrung und Bannung

Archäologische Staatssammlung München

Beschreibung

"Nimm Wachs (oder Ton) von einer Töpferscheibe und forme zwei Figuren…Nimm dreizehn Bronzenadeln, stecke eine in den Kopf und sag dazu: Ich durchbohr dir, [Name], den Kopf, und zwei in die Ohren, zwei in die Augen…" (Papyri Graecae Magicae IV 296-466)

Neben Fluchtäfelchen geben sogenannte Zauberpüppchen ein beredtes Zeugnis von antiker Magie und Zauberei. Zwei solcher Figürchen wurden bei Ausgrabungen im Dorf des römischen Militärlagers von Eining gefunden. Die Figuren aus Ton sind in ihrer Darstellung stark vereinfacht: Nur der Kopf, das Gesicht und das Geschlecht der männlichen Figuren sind herausgearbeitet, die Extremitäten hingegen stark verkürzt. Während eines der Püppchen vollplastisch ist, wurde das andere als Torso mit abgeflachter Rückseite geformt. Beide Puppen haben an Hals, Brust, Bauch, Hüften, Geschlecht, Augen und Rücken Einstichlöcher von Nägeln oder Nadeln. Eine der Puppen ist hohl und mit Steinchen gefüllt, die beim Schütteln ein rasselndes Geräusch verursachen.

Derartige Figuren symbolisierten in voodoo-ähnlichen Ritualen Opfer von Schadens- und Liebeszaubern. In einigen Fällen waren die Puppen nicht nur mit Nadeln durchbohrt, sondern auch gefesselt, verstümmelt oder in ihren Körperpartien verdreht. Um die Zauberfigürchen auch wirklich in die Hände der Unterweltgottheiten und Dämonen zu übergeben, die den Fluch vollziehen sollten, wurden sie an magischen Orten, wie beispielsweise Gräbern, Heiligtümern oder auch direkt in den Häusern der Opfer verborgen.

Autor

Archäologische Staatssammlung München

Rechtehinweis Beschreibung

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