Arzneikästchen - Ein antiker Arztkoffer

Archäologische Staatssammlung München

Beschreibung

In der römischen Nekropole von Wehringen bei Augsburg wurde ein über siebzigjähriger Arzt samt seinem medizinischen Instrumentarium bestattet. In einem goldgeprägten Etui fand sich ein chirurgisches Besteck aus drei Skalpellen mit auswechselbaren Klingeneinsätzen, einem Knochenheber, einem Wundhaken und einer Pinzette. Ein bronzenes Kästchen diente zur Aufbewahrung pflanzlicher und mineralischer Arzneibestandteile. Mithilfe eines Reibsteins und Spatels konnte der Arzt bei seinen Krankenbesuchen Salben und Arzneien frisch anrühren. Das Kästchen konnte mit einem Schiebedeckel geschlossen und an einer Schmalseite verriegelt werden. Das Innere dieser Taschenapotheke war in fünf kleine Fächer unterteilt, die jeweils über einen Klappdeckel mit kleinem Henkel verfügten. In den Innenfächern waren noch Reste getrockneter Kräuter sowie Reste verfestigter Salben. Stempelungen mit Namen verschiedener Pharmazeuten auf zwei Produkten zeigen, dass der Wehringer Arzt Augenheilmittel von spezialisierten Ärzten bezog. Drei Silbermünzen im Arzneikästchen deuten auf eine Beisetzung des Wehringer Arztes bald nach 240 n. Chr. hin. Das Grab selbst weist einen räumlichen Bezug zu der außergewöhnlichen Grablege einer wohlhabenden Familie in Wehringen mit imposanten Grabbauten und reicher Beigabenausstattung auf. Es scheint, dass hier eine ökonomisch wie gesellschaftlich einflussreiche Familie ihren Leibarzt nach dessen Tod in hohem Alter an der Familiengrabstätte beisetzen ließ.

Autor

Archäologische Staatssammlung München

Rechtehinweis Beschreibung

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