Gefäß in Rinderform – Steinzeitliches Bauernopfer
Beschreibung
Dieses einzigartige Gefäß wurde in einer der zahlreichen Gruben der jungsteinzeitlichen Siedlung von Hienheim im Donautal gefunden. Der kleine Becher in Gestalt eines Rindes ist wie die andere Keramik dieser Siedlung aus einem grob gemagerten Ton hergestellt und mit Stichreihen und Linienbändern verziert. Letztere sind charakteristisch und namengebend für die älteste Bauernkultur in Mitteleuropa: die Linienbandkeramische Kultur der zweiten Hälfte des 6. Jahrtausends v. Chr.
Die Wirtschafts- und Lebensweise von Bauern entwickelte sich vor rund 11 000 Jahren im Vorderen Orient, dem "fruchtbaren Halbmond" im Grenzgebiet der heutigen Staaten Türkei, Syrien, Irak und Iran. In Bayern ließen sich die ersten Bauern, die aus dem südosteuropäischen Donauraum einwanderten, vor etwa 7 500 Jahren in den fruchtbaren Lößgebieten an der Donau nieder.
Das wertvollste Wirtschaftstier war das Rind als Fleisch- und Milchlieferant. Fleisch konnte geräuchert oder getrocknet werden, Milch wurde in Form von Käse haltbar gemacht. Ob Ochsen in dieser frühen Zeit auch schon als Arbeitstiere vor den Pflug gespannt wurden, ist nicht belegt. Die Rinder weideten nahe den Siedlungen im Laubwald, der sich durch den Tierverbiss stark lichtete. Vielleicht wurde in dem kleinen Becher aus Hienheim einst Milch geopfert, bevor er rituell zerstört wurde. Zusammen mit anderen Objekten, die nicht notwendigerweise als regulärer Siedlungsabfall betrachtet werden können, deponierte man ihn schließlich in einer Grube. Weitere Ansicht siehe Fotonummer D 2014-411.
Autor
Archäologische Staatssammlung München