Büstengefäß

Archäologische Staatssammlung München

Beschreibung

Ein besonderes Behältnis für parfümierte Öle stellt ein kleines Büstengefäß mit Klapphenkel aus der römischen Siedlung von Töging am Inn dar. Es weist eine Öffnung auf der Oberseite des Kopfes auf, die mit einem heute verlorenen Deckel verschlossen werden konnte. Auf der Unterseite war ursprünglich ein profilierter Fuß angelötet. Die Büste gibt einen männlichen Nubier wieder. Dieser ist durch seine auffällige Frisur aus dicken gedrehten Locken gekennzeichnet. Dazu kommt die exotisch anmutende Barttracht mit Schnurr- und Kinnbart sowie inselartigen Backenbartpartien. Mit der besonders durch Kaiser Hadrian (117–138) ausgelösten Beliebtheit ägyptischer Motive verbreiteten sich diese Darstellungen im gesamten Imperium. Dazu trugen nicht unerheblich jene wohl im Osten des Reiches gelegenen Werkstätten bei, die sich auf die Herstellung von Büstengefäßen spezialisiert hatten. Ein großer Teil der Produktion griff dabei das Nubiermotiv auf. Schwer zu entscheiden ist, ob die Gefäße als leere Behälter oder eher befüllt vertrieben worden sind. Für parfümierte Öle, sehr geschätzte Luxusgüter, waren insbesondere auch Hersteller aus dem östlichen Mittelmeer berühmt. Mit der Gestalt des Nubiers verband der antike Mensch aber nicht nur die Aura des Exotischen. Schwarzafrika bildete auch ein unerschöpfliches Reservoir für die Beschaffung von Sklaven. Salbölgefäße in Form eines Nubiers sind daher wohl auch als Anspielung auf die dienende Funktion dunkelhäutiger Afrikaner zu verstehen.

Autor

Archäologische Staatssammlung München

Rechtehinweis Beschreibung

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