Haselmaus – Zum Fressen gern

Archäologische Staatssammlung München

Beschreibung

Mit den römischen Truppen und Neusiedlern aus Italien sowie aus anderen stark romanisierten Regionen des Imperiums hielten seit dem Ende des 1. Jahrhundert vor Christus neue Speisegewohnheiten nördlich der Alpen Einzug. Der an mediterranen Genüsse gewohnte Gaumen wollte auf diese Spezialitäten nicht verzichten, auch wenn die Wege für manches Produkt weit und die Kosten oftmals erheblich gewesen sein müssen. Außerordentlich reichhaltig sind die Funde aus dem Kastell von Oberstimm an der Donau. Im Flussbett der nahen Brautlach kamen aus den Abfallschichten der Kastellbesatzung Tausende Objekte zum Vorschein, die die Ernährung der Soldaten und Offiziere widerspiegeln. Darunter fanden sich zahlreiche Schalen von Austern. Begehrt waren ebenfalls Pfirsiche, Wein, Olivenöl sowie die Fischsauce aus Italien.

Die kleine, sehr fein gearbeitete Bronzeplastik einer Haselmaus steht stellvertretend für den Genuss unterschiedlichster Tiere, die der heutige Speisezettel nicht mehr kennt. Haselmäuse galten in Italien im 2. Jahrhundert als Delikatesse. Sie wurden speziell gezüchtet und schließlich in eigens dafür entwickelten Tongefäßen mit Nüssen und Esskastanien gemästet. Der berühmte Feinschmecker und Kochkünstler Marcus Gavius Apicius überliefert ein Rezept zur Zubereitung der Tiere: "Fülle die Haselmäuse mit gehacktem Schweinefleisch und gehacktem Fleisch von Haselmäusen, das zusammen mit Pfeffer, Pinienkernen, Laserwurzel und Fischsauce gestampft wurde. Nähe sie zu, gib jede auf einen Ziegel und brate sie im Backofen". Weitere Ansichten siehe GD 1999-920 und Fotonummer KD 1999-1955.

Autor

Archäologische Staatssammlung München

Rechtehinweis Beschreibung

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