Offiziersdolch in silbertauschierter Scheide

Archäologische Staatssammlung München

Beschreibung

Ein Hirte, der im Jahre 1901 einem ausgerissen Ochsen nachjagte, entdeckte den Dolch in dem von dem Tier aufgewühlten Waldboden. Die archäologische Untersuchung des Fundortes südwestlich von Oberammergau blieb ohne Ergebnis, so dass der Dolch, der aufgrund seiner qualitativ hochwertig gearbeiteten silbertauschierten Scheide als Offizierswaffe eingestuft wird, in der Forschung lange als exzeptioneller Einzelfund galt. Auf die Herstellung in einer oberitalischen Werkstatt weist auf der Rückseite der Parierstange eine Inschrift. Historische Bedeutung erlangte das Stück erst 1991, als auf dem Döttenbichl, einer Felskuppe über dem Ammertal, ein Opferplatz der einheimischen Bevölkerung archäologisch untersucht wurde. Neben einheimischem Schmuck, Trachtbestandteilen und Geräten, fanden sich zahlreiche römische Waffen, darunter zwei weitere Dolche und über 350 Pfeilspitzen. Wahrscheinlich waren die Waffen nach einem Kampf zwischen Einheimischen und römischen Truppen in der näheren Umgebung aufgelesen und im Zuge von Opferhandlungen durch die lokale Bevölkerung auf dem Döttenbichl deponiert worden. Eine genaue zeitliche Einordnung dieser kriegerischen Auseinandersetzung ermöglichen Stempelungen auf römischen Katapultpfeilspitzen. Die Waffenfunde lassen sich als bisher einzige archäologische Funde aus dem Alpenvorland mit dem in der antiken Literatur überlieferten Alpenfeldzug der beiden Stiefsöhne des Kaisers Augustus, Tiberius und Drusus, im Jahr 15 v. Chr. verbinden.

Autor

Archäologische Staatssammlung München

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