Soldatenteller mit eingeritztem Brief (Unterseite)

Archäologische Staatssammlung München

Beschreibung

Der flächendeckend mit einem Griffel durch Einritzung beschriftete Backteller aus dem Vicus des Kastells Pförring ist ein Kuriosum. Das Gefäß diente regelrecht als »Briefpapier«. Möglicherweise hatte der Schreiber gerade kein Wachstäfelchen zur Hand, wie es sonst hierzulande für die Alltagskorrespondenz verwendet wurde. Der Text ist durch die fragmentarische Erhaltung des Tellers unvollständig. Unschwer lässt sich aber erkennen, dass es sich um einen Brief handelt, den ein gewisser »Momacus seinem lieben Bruder Resus am 21. August« eines unbekannten Jahres geschrieben hat. Der Brief beginnt und schließt mit den üblichen Grüßen und Wünschen privater Korrespondenz: SALVE (»Sei gegrüßt«) und VALE (»Lebe wohl«). Von dem sehr bruchstückhaften Inhalt, bei dem es unter anderem um den Wunsch des Absenders nach einem Brief des Empfängers geht, interessiert besonders ein Auftrag des Momacus an seinen Bruder. Er bittet ihn, einen Satz von elf Servierplatten als Imitationen von Silberplatten anzufertigen. Leider wird nicht gesagt, aus welchem Material die Gefäße gemacht werden sollten. Es ist aber anzunehmen, dass es sich um verzinntes Bronzegeschirr gehandelt hat. Demnach hätte der Empfänger Resus im Lagerdorf von Celeusum-Pförring als Metallhandwerker gearbeitet. Der Fund ist ein weiterer Beleg für den hohen Alphabetisierungsgrad der Provinzbevölkerung in Rätien.

Autor

Archäologische Staatssammlung München

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