Beschreibung
Bei der Erweiterung des Friedhofs von Herrsching fanden 1982 Grabungen statt. Diese führten zur Entdeckung von 15 Erwachsenen- und vier Kinderbestattungen aus dem Frühmittelalter, die in der Nähe einer älteren Holz- und einer jüngeren Steinkirche angelegt worden waren. Bei den Toten handelte sich vorwiegend um Männer – nur eine Frau und ein Mädchen waren darunter. An der Nordwestecke der Holzkirche fand der in Grab 9 liegende Mann seine letzte Ruhe. Mit ihm begann die Belegung des kleinen Bestattungsplatzes, der am Anfang des 8. Jahrhunderts wieder aufgegeben wurde. Der im Alter von etwa 30 bis 40 Jahren Verstorbene bekam seine komplette Bewaffnung, die aus Langschwert (Spatha), Kurzschwert (Sax), verzierter Lanze und dem Schild bestand, mit ins Grab. Die Spatha hing an einem Gurt, dessen eiserne Beschläge eingehämmerte Einlagen aus Messing und Silber in Form von geometrischen Mustern und Tierornamenten zierten. Eine zweite Garnitur gehört zu dem Gürtel, an dem der Sax befestigt war. Insgesamt sind es 21 Beschläge aus massivem Silber mit vergoldeten Zierfeldern. Um 620/630 in einer langobardischen Werkstatt hergestellt, ist dieser Gürtel einer der ältesten seiner Art nördlich der Alpen, gewissermaßen ein Vorreiter für die Mode der »vielteiligen« Gürtel, die für das zweite Drittel des 7. Jahrhunderts typisch ist. Die Bezüge zu Norditalien fallen in eine Zeit enger verwandtschaftlicher Beziehungen zwischen den bayerischen Herzögen und den Langobardenkönigen.
Autor
Archäologische Staatssammlung München