Beschreibung
Dem Gürtelbeschlag fehlen zwar vier der fünf Nieten und ein Schnallenbügel zum noch erhaltenen Dorn mit der breiten Basisplatte. Dennoch liefert das Stück eindeutige Hinweise auf einen Fernkontakt: Sowohl die fünfeckige Form als auch der Dekor mit strikt unterteilten Feldern, in denen Flechtband- und Knotenmotive zu sehen sind, sowie der punktierte Hintergrund verraten die Herkunft aus dem heutigen Südwestfrankreich. »Aquitanischen Stil« nennt man diese Zierweise von Metallarbeiten nach der römischen Provinz Aquitania, deren Name auch im Frühmittelalter für die Region um Toulouse üblich blieb. Der bereits Ende des 19. Jahrhunderts in einem Grab im mittelfränkischen Thalmässing gefundene Gürtelbeschlag gelangte wohl als Trachtbestandteil mit seiner Trägerin dorthin. Wären solche Erzeugnisse Fernhandelsprodukte gewesen, müsste man sie entsprechend häufiger finden als die wenigen vergleichbaren Stücke anzeigen, die wir bislang aus Bayern kennen. Wie derartige Raritäten aus weit entfernten Gebieten hierher gelangen konnten, verrät ein Blick in zeitgenössische Schriftquellen. In diesen werden Kontakte zwischen Neustrien, dem Westfrankenreich, und Austrasien, dem östlichen Reichsteil erwähnt. Da lesen wir etwa von einem Thüringer namens Brachio, der im Dienst des Herzogs von Clermont die Jagd in der Auvergne leitete (um 535). Umgekehrt reiste im späten 7. Jahrhundert der heilige Emmeram aus Poitiers nach Süddeutschland. Siehe auch Fotonummer sw_00570_a.
Autor
Archäologische Staatssammlung München