Totenkrone

Archäologische Staatssammlung München

Beschreibung

Der Brauch, Tote mit Beigaben auszustatten, erlischt in Bayern in der zweiten Hälfte des 7. Jahrhunderts. Dies hat weniger mit dem Durchsetzen christlicher Glaubensvorstellungen als mit dem Erstarken der kirchlichen Organisation in dieser Zeit zu tun. In den folgenden Jahrhunderten gelangten Beigaben nur in die Gräber der absoluten Oberschicht wie in die der deutschen Kaiser und Könige. Erstaunlicherweise erstarkt das Brauchtum der Grabbeigaben wieder im 17. und 18. Jahrhundert. Möglicherweise sind diese Grabbeigaben auf die gesellschaftlichen Veränderungen im Rahmen der Reformation und Gegenreformation zurückzuführen, da es sich bei ihnen doch weitgehend um Zeugnisse des christlichen, speziell katholischen Glaubens wie Paternosterschnüre, Rosenkränze, Sterbekreuze, Breverl und Medaillons mit der Darstellung von Heiligenfiguren oder Gnadenstätten handelt. Besonders zu werten sind die bislang nur vereinzelt aufgefundenen Totenkronen aus filigranem Kupfer- oder Silberdraht, die ein Flechtwerk aus realen Pflanzen nachahmen. Im Fall der Totenkrone vom Staffelsee konnten Myrten und Rosmarin identifiziert werden, beides Gewächse, die man mit dem Totenbrauchtum in Verbindung bringen kann. Die Sitte, Verstorbenen bei der Bestattung einen Kranz oder eine Krone aufzusetzen, lässt sich in Deutschland bis in das 20. Jahrhundert, weiterverfolgen. Der Träger der Krone vom Staffelsee war wahrscheinlich einer der dortigen Pfarrer im 18. Jahrhundert. Siehe auch Fotonummer GD 1999-992.

Autor

Archäologische Staatssammlung München

Rechtehinweis Beschreibung

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