Slawische Grabfunde: Messer, Bartaxt, Gürtelschnalle, Riemenzunge, Riemenbesatz

Archäologische Staatssammlung München

Beschreibung

Im Zeitalter der nationalen Amtssprache vergisst man leicht, dass das Territorium des heutigen Freistaats Bayern noch vor etwas mehr als tausend Jahren vielsprachig war. Am Alpenrand hielten sich bis um 800 Sprachinseln, in denen romanische Dialekte lebendig waren; diese hatten sich aus dem Spätlatein entwickelt und ähnelten dem Ladinischen in Graubünden, Südtirol oder Friaul. Im Nordosten Bayerns lebten hingegen seit etwa 700 Slawen. In den Schriftquellen werden sie "Main- und Regnitzwenden" genannt, die im "Slawenland" siedelten. Das Bistum Bamberg wurde 1007 ausdrücklich gegründet, um die Missionierung dieser Heiden voranzutreiben. Unter den wenigen sicheren Zeugnissen tritt das slawische Erbe am deutlichsten in über 200 Orts- und mehreren Flussnamen hervor. Sprachlich werden die oberfränkischen Slawen zu den Sorben gerechnet, die in der Lausitz noch heute beheimatet sind. Archäologisch begegnet diese Vorbevölkerung, die nach der Jahrtausendwende rasch mit der sich vergrößernden frühdeutschen Bevölkerung verschmolz, in einem Gräberfeld bei Wirbenz. Schon der Ortsname verrät seine slawische Wurzel, leitet sich Wirbiûntz (1218 ersterwähnt) doch von der Grundform Vrbnica ab, was so viel wie "Siedlung bei den Weiden" bedeutet. Im Unterschied zur frühslawischen Zeit zwischen Elbe und Oder (7. – 10. Jahrhundert) bestattete man hier die Toten unverbrannt – wodurch sich bereits eine kulturelle Angleichung an die Sitten der fränkischen Siedler aus dem Westen ausdrückt.

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Archäologische Staatssammlung München

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