Tuskische Porticus-Säule

Archäologische Staatssammlung München

Beschreibung

Mit der Expansion des Imperium Romanum wurde das Vorbild mediterraner Architektur auch in jene Gebiete getragen, die bisher keinen Steinbau kannten. Mit unterschiedlicher zeitlicher Verzögerung kam es nicht nur zur Adaption der Steinbauweise, sondern auch stilistischer Elemente, die durchaus lokale Umgestaltung erfahren konnten. Daneben sind aber auch immer wieder Gebäude nach klassischem Bauschema belegt. Hierzu gehört ein Tempel für den keltisch-römischen Heilgott Apollo Grannus in Faimingen an der Donau, der in Nachfolge eines einheimischen Kultbezirks als Podiumstempel mit einem von Säulen umstandenen Hof konzipiert wurde. Die für den Säulenumgang (porticus) gewählte tuskische Säulenordnung bildet einen historisierenden Rückgriff auf eine beliebte Bauform republikanischer Zeit, die in Italien selbst schon im 1. Jahrhundert n. Chr. kaum mehr zur Anwendung kam. In den westlichen Provinzen und besonders nördlich der Alpen lassen sich dagegen viele Beispiele aus dem 2. und 3. Jahrhundert anführen. Die Fertigstellung der Faiminger Tempelanlage wird mit einem Besuch Kaiser Caracallas verbunden, der an dem Ort gelegentlich eines Feldzuges gegen die Germanen im Jahr 213 Heilung von seinen Leiden suchte.

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Archäologische Staatssammlung München

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