Kyathos

Archäologische Staatssammlung München

Beschreibung

Die Schöpfkelle stammt aus der Sammlung Marie-Luise und Dr. Thomas Dexel. Am napfförmigen Schöpfteil sitzt senkrecht der Stiel an, wobei sein Ansatz seitlich in volutenartigen Enden am Rand entlang verläuft, begleitet von jeweils einer Rille, die auf der Rückseite des Griffes überkreuz endet. Die Kontur des Griffes ist leicht geschwungen, verbreitert sich seitlich oben mit zwei kurzen Stegen und endet umgebogen in einem Wasservogelkopf. Diese Art Schöpfkelle wurde Kyathos oder Simpulum genannt. Damit konnte Flüssigkeit aus einem enghalsigen Gefäß geschöpft werden, an dessen Rand man das Gerät nach Gebrauch mittels des umgebogenen Stiels hängen konnte. Der Kyathos ist schon seit mykenischer Zeit bekannt. Die vorliegende Form war vor allem im Hellenismus beliebt. Während bei den frühhellenistischen Exemplaren das Schöpfschälchen relativ flach war, wird im späten Hellenismus eine tiefere gewölbtere Form wie beim vorliegende Beispiel beliebt. Dieser späte Typus findet sich auch in spätlatènezeitlichem Zusammenhang, z. B. in der Schweiz und in Frankreich. Er ist nach der 1. Hälfte des 1. Jahrhunderts v. Chr. nicht mehr nachweisbar und wurde in der frühen Kaiserzeit von jenem mit als Standfläche abgeflachtem Körper und kurzem Stiel abgelöst. Im Römischen gehörte das Simpulum zu den wichtigen Kultgeräten. Kyathos war zudem eine Maßeinheit von 0,045 l, die vor allem beim Trinkgelage für die Teilnehmer verbindlich vorgegeben wurde.

Autor

Archäologische Staatssammlung München

Rechtehinweis Beschreibung

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