Beschreibung
Der massiv aus Gold gegossener und geschmiedeter Ring mit runder Öffnung stammt aus der Sammlung von Alain Ollivier. Auf der Siegelplatte umgibt ein gerillter Kerbrand die eingravierte und gepunzte Darstellung: In der Mitte befindet sich ein Lebensbaum, aus dem unten kleine Blattäste symmetrisch ranken. Antithetisch wird der Lebensbaum von zwei Sphingen mit hochgestellten Flügeln flankiert, die beide ihre Köpfe nach hinten gewendet haben. In der Gravur sind schwarze Rückstände zu finden, die nicht von Siegellack stammen. Möglicherweis handelt es sich um oxydiertes Material, das durch die Berührung mit anderen Grabbeigaben entstand. Die Kartuschenform des Ringkopfes stammt ursprünglich aus Ägypten und wurde bei den Phöniziern weiterentwickelt. Ende des 7. Jh. v. Chr. wurden solche Ringe erstmals im ostgriechischen Raum und später auch im westlichen Griechenland hergestellt. Der Kartuschenring war kurz danach bis zu den griechischen Kolonien in Süditalien als auch bei den Etruskern verbreitet. In altorientalischen und in der ägyptischen Kultur symbolisiert der heilige Baum oder der sog. Lebensbaum das Leben nach dem Tode. Der Bildtypus der geflügelten Löwenjungfrau stammt aus dem Orient, vermutlich Syrien. Aus dieser Gegend und Assyrien sowie Persien ist die symmetrische Gruppierung von Figuren seitlich des Lebensbaumes bekannt. Die Sphingen als Grabschützer sollten eventuell in Verbindung mit dem Lebensbaum das Leben des etruskischen Ringbesitzers im 6. Jh. v. Chr. schützen.
Autor
Archäologische Staatssammlung München