Bayerische Staatsbibliothek München - Clm
Lateinische Handschriften
Grundsignatur Clm - Codices latini monacenses
Clm 1004
Necrologium Minoritarum Ratisponensium
Jahr- und Totenbuch des Minoritenklosters in Regensburg
Das um 1460 angelegte Jahr- und Totenbuch des Minoritenordens in Regensburg enthält Eintragungen bis zum Jahr 1532. Die Handschrift besteht aus 49 Pergamentblättern (36 x 27 cm, 25,3 x 16 cm). Die Hauptfeste und der Kalender sind rubriziert. Die Kalendae und einige Initialen sind in Blau ausgeführt. Der Bucheinband trägt die umlaufende Inschrift "liber anniversariorum procuratus per fratrem johannes rab gardianum ratisponensem MCCCCLXII“. Das Buch enthält drei Miniaturen, die Berthold Furtmeyr zugeschrieben werden (fol. 18v , fol. 24v , fol. 36r). Die Handschrift gelangte 1542 in den Besitz der Stadt Regensburg. In den Jahren 1811/12 wurde sie aus dem Bestand der städtischen Bibliothek nach München abgegeben.
Wolfgang Neiser, Regensburg
Clm 13022
Missale secundum rubricam et breviarium Ratisbonense
Regensburger Missale
Das Regensburger Missale umfasst 275 Pergamentblätter, die eine Größe von 38,5 x 29,5 cm aufweisen. Der Text ist in Frakturschrift in einen zweispaltigen Schriftspiegel eingetragen. Die Handschrift enthält neun Miniaturen, die von Berthold Furtmeyr zwischen 1470 und 1480 ausgeführt wurden. Neben einem ganzseitigen Kanonbild (37,7 x 27,5 cm, fol. 164v), zwei Bildeinschlussinitialen (0,9 x 0,9 cm, fol. 9r, fol. 165r) beinhaltet das Messbuch, das wahrscheinlich für Bischof Heinrich IV. von Absberg (geb. 1409, reg. von 1465 bis zu seinem Tod 1492) angefertigt wurde, sechs Initialen mit Rankendekor. Die Handschrift wurde 1812 aus der Regensburger Stadtbibliothek nach München abgegeben.
Clm 13022, fol. 9r
Zu sehen ist eine A-Initiale, in der sich die Heilige Maria mit dem Jesusknaben befindet. Maria trägt ein langes Kleid mit zarter roter Musterung, darüber, der ikonografischen Tradition entsprechend, einen blauen Mantel. Das auf ihrem rechten Arm sitzende Jesuskind trägt eine Gloriole (Heiligenschein) und ist unbekleidet. Maria wendet ihm ihren Blick zu, ihre Köpfe berühren sich, wobei das Kind seine Wange sanft an die der Mutter zu schmiegen scheint und ihre Blicke sich treffen. Es hat sein linkes Ärmchen um den Kopf der Mutter geschlungen und klammert sich fest an sie. Den Kopf Mariens ziert eine Krone mit Gloriole.
Im oberen Teil des Hintergrundes gehen von den Köpfen beider Figuren strahlenförmige goldgelbe Linien aus, die von der inneren Kontur der Initiale eingeschlossen werden. Mutter und Kind befinden sich wie in einem schützenden Rahmen inmitten der dunkelblauen Initiale, deren robuste Form im Kontrast zu den filigran gezeichneten Figuren steht. Trotz der wuchtigen Form der Initiale überziehen geschwungene Linien den Binnenraum des Buchstabenkörpers. Furtmeyr zeigt hier eine Maria Eleousa, ein besonders menschliches und inniges Madonnenbild, welches gegen Ende der frühbyzantinischen Zeit entstand. Durch die nie überbotene Innigkeit wird es zu einer sehr beliebten Variante der Darstellung Marias mit dem Jesusknaben. Die Übersetzung des griechischen Wortes Eleousa bedeutet Gottesmutter des Erbarmens bzw. der Rührung . Die Bezeichnung kommt aus der Vorstellung, Maria habe schon seit der Darstellung im Tempel das tragische Geschick ihres Sohnes vorausgeahnt (vgl. Lk 2,35) und daher tiefstes Erbarmen mit ihm gehabt.
Clm 13022, fol. 164v
Auf dem einzigen Kanonbild des Regensburger Missale befindet sich Christus am Kreuz. Maria und Johannes stehen daneben. Das Kreuz in Form des griechischen Buchstabens Tau ist genau in das Bildfenster eingepasst. Die gesamte Komposition wirkt streng geometrisch.
Maria und Johannes befinden sich in gleichen Abständen zu beiden Seiten des Holzpfahles. Maria im blauen Mantel hat die Arme kreuzförmig auf ihrer Brust verschränkt und blickt traurig zu Boden. Der Schmerz tritt in ihren Gesichtszügen deutlich zu Tage.
Johannes hingegen faltet die Hände unter seinem langen grün-roten Mantel zum Gebet und richtet seinen Blick auf den am Kreuz erhöhten Jesus. Dieser wirkt unverhältnismäßig groß im Vergleich zu den beiden anderen Figuren. Sein Kopf ist umgeben von einer Gloriole und scheint bereits leblos zur Seite gekippt zu hängen. Aus dem ganzen Körper fließt Blut. Das Lendentuch ist statisch an den Körper gebunden und unterstützt den starren Gesamteindruck des Bildes. Der dunkle Boden variiert wenig, der hellrote Hintergrund hingegen besteht aus dunklen ornamentalen Spiralen und Ranken, die wiederum in Kontrast zum Geschehen im Vordergrund stehen.
Um die Szenerie zieht sich ein breiter schattierter blauer Rahmen, der an drei Seiten mit wenig geschwungenen rankenartigen Verzierungen auskommt, welche die Farben des Bildes wieder aufnehmen.
Clm 13022, fol. 165r
Bei der Darstellung des Schmerzensmannes handelt es sich um eine Te Igitur-Initiale. Jesus erhebt sich aus einem rechteckigen Sarkophag aus hellgrünem Stein und streckt beide Arme nach oben. Der Schmerzensmann ist ein überhistorisches Bild des geopferten Christus, das die Passion und die Wiederholung des Opfers in der Eucharistie umgreift. Dazu zählen auch die Motive der Auferstehung Christi, das Leben Christi und Christus in der Rast. Aus der Bibel können die Prophezeiungen über die Leiden des Menschensohnes aus den Gottesknechtsliedern im Buch Jesaja auf ihn bezogen werden (Jes 42,1–9; 49,1–9c; 50,4–9; 52,13–53,12).
Christus ist sowohl lebendig als auch gekreuzigt gezeigt. Die erhobenen Arme und der gesamte Oberkörper stehen im Kontrast zu den blutenden Wunden, die seinen Körper überziehen und auf den Tod hinweisen. Furtmeyr verwendet die älteste, bis ins 16. Jahrhundert weiterlebende Form der Darstellung des Schmerzensmannes, in welcher Christus halbfigurig mit leicht geneigtem Haupt zu sehen ist. Es handelt sich hier um einen wundenweisenden Schmerzensmann, der mit erhobenen Händen die Spuren der Kreuzigung zeigt, aus denen das Blut in den Sarkophag tropft.
Wolfgang Neiser, Regensburg
Clm 14004
Philippus de Bergamo (Giacomo Filippo Forèsti, 1434-1520)
Speculum regiminis
Tabula Historiarum
Die vom Eichstätter Schreiber Leonhard Heff(en) um 1475/76 in Regensburg angefertigte Handschrift (Inschrift des Schreibers fol. 224r) wurde noch im gleichen Zeitraum von Berthold Furtmeyr mit zehn Initialen mit Rankendekor illuminiert. Der Buchblock besteht aus 225 Papierblättern (43,7 x 28,8 cm). Die Malerei ist mit Deckfarben ausgeführt. Der Text ist in Kursive gehalten und in einem zweispaltigen Schriftspiegel ausgeführt. Die Handschrift gehörte zur Klosterbibliothek des Klosters St. Emmeram in Regensburg.
Wolfgang Neiser, Regensburg
Clm 14045
Missale festivum
Missale des Petrus Krüger für den Emmeramer Abt Ulrich Pettendorfer (reg. 1402-1423)
Darin: Kanonbild des Berthold Furtmeyr, fol. 32v
Die 220 Pergamentblätter (0,35 x 0,26 cm) umfassende Handschrift wurde 1406 von dem wahrscheinlich aus Breslau stammenden Schreiber Petrus Krüger für Abt Ulrich Pettendorfer (gestorben 1426) von St. Emmeram in Regensburg angefertigt. Auftraggeber und Schreiber werden in einer Inschrift auf fol. 216r genannt. Die Betonung der Eigenfeiern der Benediktiner sowie des Bistums Regensburg im Kalender des Missale legen eine Zuordnung nach St. Emmeram nahe. Der Text ist einspaltig in Textura mit Rubrizierungen ausgeführt. Die Handschrift wurde von einer Hand mit drei Vollbildern, 53 Bildeinschlussinitialen und fünf Fleuronée-Buchstaben in Deckfarbenmalerei mit Gold ausgestattet. Das Kanonbild (fol. 32v) wurde zwischen 1480 und 1490 durch eine von Berthold Furtmeyr angefertigte Kreuzigungsdarstellung ersetzt. Ein Teil des alten Kanonblattes, das Schweißtuch der Veronika, wurde jedoch bewahrt und auf den unteren Rand des neuen Bildes geklebt. Die Handschrift befand sich bis zur Säkularisation in der Klosterbibliothek von St. Emmeram und kam 1811 nach München.
Das in den Jahren zwischen 1480 und 1490 von Berthold Furtmeyr angefertigte Kanonbild ist als fol. 32v an den Falz des herausgeschnittenen Vorgängerblattes angeklebt. Die 0,35 x 0,25 cm große Kreuzigungsszene ist mit Deckfarben und Goldauflage auf Pergament ausgeführt. Die kleine Vera Ikon ("Schweißtuch der Veronika") am unteren Rand wurde aufgeklebt. Das sogenannte Krügersche Missale, das um 1406 entstanden sein dürfte, gehörte zum Besitz des Klosters St. Emmeram in Regensburg.
Vor einer Hügellandschaft mit Goldgrund ist eine Kreuzigungsszene dargestellt. Der am Kreuz hängende Christus erscheint in Begleitung mehrerer Personen, die durch einen Heiligenschein ausgezeichnet sind. Es handelt sich hierbei um das einzige Kanonbild, in dem Furtmeyr die Anzahl der beigeordneten Personen auf insgesamt fünf erweitert hat. Auf der rechten Seite befinden sich Maria, Johannes und die am Boden kniende Maria Magdalena. Auf der linken Seite stehen zwei Frauen unter dem Kreuz. Beide tragen lange farbige Gewänder mit ausgeprägtem Faltenwurf und haben die Hände zum Gebet gefaltet. Eindeutig identifizieren lässt sich anhand der Ikonographie nur Maria, und in diesem Kontext Maria Magdalena. Ihre Mimik scheint keineswegs traurig. Die fein modellierten Gesichter haben eher einen ruhigen Ausdruck. Der Blick geht in die Richtung des ans Kreuz genagelten Christus. Die beiden Personen am rechten Bildrand wirken ebenso gelassen, Maria im blauen Mantel hält den Kopf leicht schräg und schaut mitfühlend. Einzig Maria Magdalena klammert sich aufgewühlt an den Stamm des aufgestellten Kreuzes. Die in Tau-Form errichteten Holzbalken wurden genau in den Rahmen eingepasst. Vor dem Kreuz liegen ein Totenschädel sowie weitere menschliche Knochenteile, eine bildliche Übersetzung des Wortes Golgatha, das übersetzt Schädelhöhe heißt (Joh 19,17). Im Hintergrund ist eine Hügellandschaft zu sehen, die sich vor dem leuchtenden Goldgrund abhebt und beinahe mit diesem zu verschmelzen scheint. Durch die aufwendige Licht- und Schattengestaltung hebt sich der Körper des Gekreuzigten vom Untergrund ab und tritt fast dreidimensional aus dem Bild heraus. Der weiße, schon vom Blut durchtränkte Lendenschurz flattert zu beiden Seiten um den geschundenen Leib. Dies ist zum einen eine Metapher für das Aushauchen des Lebensatems, zum anderen stellt Furtmeyr mit dieser gekonnten Darstellung auch sein künstlerisches Können unter Beweis.
Umrahmt wird die Szene von einem aufwendigen ornamentalen Rankenschmuck. Weniger der Natur als vielmehr dem Gedächtnis des Künstlers entspringen die Formen und Phantasiegebilde. In zahlreichen Facetten bedecken die farbenprächtigen Blüten und Ranken den Rahmen. In der Mitte der unteren Rahmenleiste ist eine kleine Miniatur mit dem Schweißtuch der Veronika aufgeklebt. Das Abbild des Herrn auf ihrem Schweißtuch erhält sie auf seinem Kreuzweg. Veronika reichte ihm das Tuch, damit er sich Schweiß und Blut vom Gesicht wischen konnte. Das Sudarium trägt seitdem entweder das dornengekrönte oder wie in diesem Fall, ideale Portrait. Geschickt wurde es in den geschmückten Rahmen eingebettet und ist selbst mit Rauten und Linien verziert.
Wolfgang Neiser, Regensburg
Clm 15708 bis 15712
Salzburger Missale
Das in den Jahren 1478 bis 1489 entstandene Salzburger Missale ist sicherlich das bedeutendste Werk Berthold Furtmeyrs. Die auf fünf Bände angelegte und zunächst für Fürsterzbischof Bernhard von Rohr (1421-1487) angefertigte Handschrift umfasst als Vollmissale 22 Messetexte, die dem Festkalender des Bistums Salzburg folgen. Insgesamt zählt das mehrbändige Werk 680 Pergamentblätter (ca. 38 x 27 cm). Der Schriftspiegel ist einspaltig. Die Miniaturen und Vollbilder sind in Deckfarbenmalerei mit Blattgold, an manchen Stellen auch mit Silberauflage ausgeführt. Zu Beginn der Messe und zu Beginn des Hochgebetes befindet sich eine ganzseitige Miniatur (Vollbild).
- Der erste Band (nach 1482) enthält 3 Messformulare mit 8 Vollbildern, davon zwei Wappenbilder (fol. 2v, fol. 93r) des Salzburger Fürsterzbischofs Johann III. Beckenschlager, (um 1439-1489) und 13 Miniaturen.
- Der zweite Band (nach 1482) enthält 4 Messformulare mit 12 Vollbildern, davon ein Wappenbild Johann III. Beckenschlagers (fol. 2v), und 24 Miniaturen.
- Der dritte Band, anno 1478 von Ulrich Schreier (um 1430-um 1490) in Salzburg begonnen und von Berthold Furtmeyr 1489 vollendet, enthält 5 Messformulare mit 9 Vollbildern, davon ein Wappenbild des Salzburger Fürsterzbischofs Graf Friedrich V. von Schaunberg (gestorben 1494, fol. 2v), und 19 Miniaturen. Von diesem Bildbestand können 13 Miniaturen Ulrich Schreier zugeschrieben werden.
- Der vierte Band (nach 1481) enthält 5 Messformulare mit 11 Vollbildern, davon ein Wappenbild Johann III. Beckenschlagers (fol. 2v), und 17 Miniaturen.
- Der fünfte Band (nach 1478 bis 1481) enthält 3 Messformulare mit 6 Vollbildern, davon ein Wappenbild Johann III. Beckenschlagers (fol. 2v) und ein Wappenbild Bernhard von Rohrs (fol. 89r), und 11 Miniaturen. Ebenfalls auf fol. 89r ist die Handschrift mit dem Vermerk des Illuminierers versehen.
Neben der reichen Bebilderung der Handschrift sticht dem Betrachter die Üppigkeit der Rankenmotive, die sich zwischen naturalistischer Darstellung und einer phantastischen Annäherung an das Surreale auszeichnen, ins Auge.
Die Handschrift war bis 1801 Teil der Erzbischöflichen Bibliothek in Salzburg. Das Missale dürfte während der französischen Besatzung Salzburgs zum beschlagnahmten Bestand an Büchern gehört haben, der in die Bibliothèque Nationale in Paris gelangten. Jeder Band trägt den roten Stempel der französischen Nationalbibliothek. Nachdem Salzburg im Jahr 1810 zu Bayern kam, bemühte sich die bayerische Regierung 1814 um die Handschrift. Diese wurde am 29. September 1815 übergeben. Die Handschrift blieb auch nach dem Übergang Salzburgs zu Österreich in München.
Das Missale, das einen hohen Grad an Repräsentation und Betonung des Selbstverständnisses der Erzbischöfe von Salzburg als "Primas Germaniae" aufweist, wurde bei der Feier der Pontifikalmessen verwendet. Veränderungen oder Ergänzungen des Ritus wurden auf kleinen eingeklebten Zetteln vermerkt. Ein Gebrauch des Messbuches über einen längeren Zeitraum, wahrscheinlich bis ins 17. Jahrhundert, ist anzunehmen.
Wolfgang Neiser, Regensburg
Clm 23024
Lectionale de Sanctis
Das Lektionar zu ausgewählten Heiligenfesten wurde von Berthold Furtmeyr zwischen 1490 und 1500 illuminiert. In die aus 129 Pergamentblättern (56,8 x 38,5 cm) bestehende Handschrift wurden nachträglich zwei Blätter aus Papier eingeklebt (fol. 129 und fol. 130). Die Texte wurden in einen zweispaltigen Schriftspiegel eingetragen. Das Lektionar enthält zehn Bildeinschlussinitialen mit Rankendekor. Der helle Ledereinband trägt die Jahreszahl 1526. Aufgrund der Betonung der Eigenfeiern des Bistums Regensburg und der Ordensheiligen des Benediktinerordens kann eine Herkunft aus einem der Benediktinerklöster Regensburgs angenommen werden.
Wolfgang Neiser, Regensburg
Clm 23032
Missale, cum notis musicis et cum figuris literisque pictis
Graduale
Die Ende des 15. Jahrhunderts in Regensburg entstandene Pergamenthandschrift umfasst 211 Blätter. Sie enthält 8 Neumenzeilen mit Text. Der Schriftspiegel ist einspaltig und der Text in Textura ausgeführt. Die dem Kirchenjahr folgenden Chorgesänge bilden den Bezugspunkt für die 15 Bildeinschlussinitialen mit Rankendekor.
Die Deckfarbenmalerei der Miniaturen steht in einem engen Verhältnis zu den Bildern der Lectiones de Sanctis (Bayerische Staatsbibliothek München, Clm 23024), sodass eine Urheberschaft der Initialen durch Berthold Furtmeyr nicht ausgeschlossen werden kann. Die Herkunft der Handschrift ist nicht gesichert.
Wolfgang Neiser, Regensburg
Clm 26670 und Clm 26898
Bibel der Regensburger Dominikaner
Die um 1450 in Regensburg entstandene zweibändige Handschrift gehörte zum Bücherbestand des Regensburger Dominikanerkonventes (gegründet 1229). Die Inschriften Clm 26670 fol. 1r "Conventus ratisponensis" und Clm 26898 fol. 1r "Conventus ratisponensis/ Ord. Pred. Dm." bezeugen die Bibliothekszugehörigkeit.
Die auf Papier gefertigte lateinische Bibel umfasst im ersten Band 372 und im zweiten Band 373 Blätter (0,32 x 0,22 cm). Der Text ist zweispaltig angelegt und in Bastarda ausgeführt. Die Wasserzeichen (Turm und Kreuz auf Dreiberg), die erst zwischen 1444 und 1447 nachzuweisen sind, legen in Kombination mit stilistischen Merkmalen eine Datierung um 1450 nahe. Zu Beginn jedes biblischen Buches ist eine Miniatur in Spaltenbreite mit Federzeichnung und Deckfarbenmalerei ausgeführt. Die manieristisch wirkenden 38 Miniaturen weichen in ihrer Bilderfindung von traditionellen Typen der Bibelillustration ab. Den Miniaturen verwandt ist die Severustafel (1456), die heute im Diözesanmuseum St. Ulrich in Regensburg aufbewahrt wird.
Der Weg der Handschrift in die Bestände der Bayerischen Staatsbibliothek ist - bis auf die Annahme, dass das zweibändige Werk im Zuge der Säkularisation in die Regensburger Stadtbibliothek gelangte und Ende des 19. Jahrhunderts nach München abgegeben wurde - heute ungeklärt.
Wolfgang Neiser, Regensburg