Sammlung „Bauernhofforschung“ in Bayern von 1935 bis 1945

Ein Teilbestand des Archivs für Hausforschung entstand in der Zeit des Nationalsozialismus. In Bayern gab es unter dem Dach des "Bayerischen Heimatbunds" bereits seit Jahresende 1935 einen "Ausschuss für Bauernhausforschung". Anfang Oktober 1937 gründete man mit ministerieller Entschließung die "Landesstelle für Bauernhofforschung", die 1938 als eigene Abteilung in die ebenfalls neu geschaffene "Landestelle für Volkskunde" integriert wurde. Zunächst übernahm der Kunstmaler und Architekt Rudolf Hoferer (1892-1943) ihre Leitung, ab August 1943 dann die Architektin Mathilde Tränkel (1908-2006). Ihr Ziel war es, bis dahin verstreute schriftliche und bildliche Dokumente zu Bauernhäusern zusammenzutragen sowie den noch vorhandenen, aber bedrohten Altbestand an Bauernhöfen durch Aufmaßpläne und Fotografien in situ zu dokumentieren und zu erforschen.

Wenig später schon wurde die Bauernhofforschung in Bayern eingebunden in die Arbeiten sowohl der nationalsozialistischen "Mittelstelle Deutscher Bauernhof" in der "Arbeitsgemeinschaft für Deutsche Volkskunde" des "Amtes Rosenberg" in Berlin (Leitung Erich Kulke) als auch des "Bauernhofbüros" der "Fachgruppe Bauwesen e.V. im NS Bund Deutscher Technik" in Münster (Leitung Gustav Wolf). Die Mitarbeiter der Münchner "Abteilung Bauernhofforschung" waren für beide reichsweit ausgerichteten Unternehmungen tätig und wurden zum Teil vom "Amt Rosenberg" bezahlt. Die Arbeiten waren auf die Erfassung exemplarischer bäuerlicher Hofanlagen für eine "Stammrolle der deutschen Althöfe" im Deutschen Reich ausgerichtet.

Nachdem 1938 das Deutsche Reich im Münchner Abkommen die Abtretung des "Sudetenlandes" durch die Tschechoslowakei erzwungen hatte, kam auch die Region um Prachatice, die als "Landkreis Prachatitz" von 1939 bis 1945 Bestandteil des Regierungsbezirks Niederbayern-Oberpfalz war, in den Fokus der Hausforscher, die dort systematisch vorhandene Bauernhöfe dokumentierten.

Zu den Mitarbeitern gehörten neben vielen anderen, die auch früher schon Bauten des ländlichen Raumes dokumentiert hatten, Karl Erdmannsdorffer (1903-1974), Theodor Heck (1896-1976), Wilhelm Döderlein (1903-1964) sowie Tilla Rank (1902-1996) und Luitgard Vogel (1914-2010). 1943 lagerte man das Plan- und Fotoarchiv nach Südostbayern aus. Ende 1944 wurden die Arbeiten zur Bauernhofforschung weitgehend eingestellt. Noch kurz zuvor, im Sommer 1944, waren im Rahmen eines "Ferieneinsatzes" von Studierenden der TH München in Oberbayern, Niederbayern und der Oberpfalz etwa 800 Pläne von Bauernhöfen gezeichnet worden.



Die anderen Teilsammlungen des "Archivs für Hausforschung" in bavarikon

>> Diese Sammlung ist ein Teil des Archivs für Hausforschung des Instituts für Volkskunde.