Bayerische Ortsansichten von Lebschée nach Donauer
1866 beauftragte der Historische Verein von Oberbayern den Münchner Maler Carl August Lebschée (1800–1877) damit, 36 der 102 Ansichten bayerischer Städte, Märkte und Burgen im Antiquarium der Münchner Residenz in Aquarellen wiederzugeben. Das um 1570 erbaute Antiquarium war 1586 in einen Festsaal umgebaut und von Peter Candid, Antonio Maria Viviano, Antonio Ponzano und Hans Donauer d. Ä. (um 1521–1596) mit Malereien ausgeschmückt worden. Letzterer führte in den Stichkappen und Fensterleibungen die besagten Ortsansichten aus; sie gelten als die frühesten nach realer Anschauung gemalten Abbildungen bayerischer Örtlichkeiten.
Lebschée fertigte, auf einem eigens konstruierten Gerüst im damals völlig verwahrlosten Antiquarium sitzend, lavierte Vorzeichnungen, die er später in größerformatige Aquarelle umsetzte. 1871 beendete der mittlerweile 71-jährige Künstler aus gesundheitlichen Gründen die mühsame Arbeit. Im Lauf von vier Jahren waren 96 Blätter entstanden.
Lebschée verstand seine Wiedergaben als "Kopien". Tatsächlich jedoch übernahm er nur das Kompositionsschema sowie die wichtigsten Staffageelemente seiner Vorlagen und gestaltete sie ansonsten völlig neu. Er änderte das Format – während im Original 68 Motive ein Hochformat haben, sind es bei Lebschée nur 17 – und nahm auch keine Rücksicht auf die originale Farbigkeit. Da er auch ältere Abbildungen von Matthias Merian und Michael Wening heranzog, glaubte er sich imstande, die Städte-Panoramen inhaltlich zu "verbessern".
Da die originalen Fresken Donauers im Zweiten Weltkrieg größtenteils zerstört wurden, handelt es sich bei den heute im Antiquarium vorhandenen Wandgemälden zumeist um Rekonstruktionen nach historischen Fotos. Lebschées Aquarellen, die unmittelbar nach den Originalbildern geschaffen wurden, kommt deshalb eine besondere Bedeutung zu: Obgleich es sich um Interpretationen handelt, atmen die Blätter noch den Geist Donauers und geben dessen einzigartigen, um 1600 entstandenen Zyklus von Ortsansichten bayerischen Städte, Märkte und Burgen nahezu vollständig wieder.
Weitere Teilsammlungen der "Bildersammlung des Historischen Vereins von Oberbayern" in bavarikon
- Nachlass des Malers Johann Georg von Dillis (1759-1841)
- Porträts in der Grafiksammlung des Historischen Vereins von Oberbayern
- Topografische Motive aus der Grafiksammlung des Historischen Vereins von Oberbayern
-
Varia in der Grafiksammlung des Historischen Vereins von Oberbayern
>> Diese Sammlung ist ein Teil der Bildersammlung des Historischen Vereins von Oberbayern.