Sebald Beham, Die Höllenfahrt des Papstes, 1524 (Germanisches Nationalmuseum, HB 26537)

Illustrierte Flugblätter oder Einblattdrucke waren ein wichtiges Medium in der Auseinandersetzung zwischen dem altgläubigen und dem reformatorischen Lager. Insbesondere von 1517 bis 1525 wurden sehr viele Flugblätter sowie die mehr als eine Seite umfassenden Flugschriften produziert. Diese kostenpflichtigen Druckerzeugnisse wurden auch von fahrenden Händlern verkauft und so rasch verbreitet. Da nur fünf bis zehn Prozent der Bevölkerung lesen konnten, waren gerade die Bilder zur Vermittlung der Botschaft zentral.

Die Bilder zeigen den Gegner oft auf verspottende Weise und in Verbindung zu bekannten Symbolen für das Böse. In der reformatorischen Publizistik war die Darstellung des Papsttums als Antichristen typisch, wie es auch auf dem Flugblatt „Die Höllenfahrt des Papstes“ von Sebald Beham (1500-1550) von 1524 der Fall ist. Der Nürnberger Kupferstecher und Holzschnittzeichner war in den 1520er Jahren einer der bedeutendsten Künstler der reformatorischen Propaganda.

Auf diesem Flugblatt zieht der reitende Papst – das Bild stand traditionell für die weltliche Herrschaft der Kirche – einen Triumphwagen, in dem hohe Vertreter der Geistlichkeit sitzen, in die Hölle. Auf dem Wagen steht als Verhöhnung der altkirchlichen Praxis des Ablasses, also der Erlassung von zeitlichen Sündenstrafen, ein mit einer päpstlichen Bulle und Ablassbriefen geschmückter Fastnachtsbaum.

Die Hölle wird als brennende Palastanlage dargestellt, als Kritik an der auf Repräsentation ausgelegten vatikanischen Architektur. Der Text ist ein Auszug aus dem 14. Kapitel des Propheten Jesaja, der die göttliche Rache an den Unterdrückern des Volkes Israel beschreibt.

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