Nürnberg

Die Reichsstadt Nürnberg nahm eine Vorreiterrolle in der Einführung und Institutionalisierung der Reformation ein und beeinflusste insbesondere die fränkischen Nachbargebiete. Einige humanistisch gebildete Bürger lasen bereits früh Schriften Martin Luthers (1483-1546) und trafen den Reformator im Oktober 1518 während dessen Aufenthalt in der Reichsstadt persönlich.

Als 1520/21 die Probststellen der Pfarrkirchen St. Sebald und St. Lorenz frei wurden, besetzte der Rat sie mit Lutheranhängern. Kurz darauf wurden auch reformatorisch gesinnte Theologen als Prediger bestellt: Andreas Osiander (1498-1552) an St. Lorenz und Dominikus Schleupner (1483-1547) an St. Sebald. Diese waren zusammen mit einigen Persönlichkeiten aus dem Ratsbürgertum, insbesondere dem Ratsschreiber Lazarus Spengler (1479-1534), maßgeblich für die Etablierung der lutherischen Lehre in der Bevölkerung Nürnbergs verantwortlich.

Da die Spannungen zwischen den Anhängern der alten und der neuen Lehre zunahmen, fand im Frühjahr 1525 im Rathaus ein Religionsgespräch zwischen den Predigern beider Glaubensrichtungen statt. Aufgrund der Überlegenheit der reformatorischen Seite führte daraufhin der Rat die Reformation offiziell ein. Er verbot die „papistische Messe“ und übernahm die Kirchenhoheit. Die Klöster lösten sich zum Teil selbst auf, insbesondere das Klarissenkloster unter Leitung der Äbtissin Caritas Pirckheimer (1467-1532) leistete jedoch Widerstand.

1528 führte Nürnberg zusammen mit Markgraf Georg dem Frommen (1484-1543, 1515-1543 Markgraf von Ansbach, 1515/1527-1541 Markgraf/Regent von Kulmbach) von Ansbach-Kulmbach eine Visitation durch. Die Ergebnisse waren die Basis für eine von Osiander maßgeblich ausgearbeitete Kirchenordnung, die Anfang 1533 in Nürnberg und in den Markgraftümern Ansbach und Kulmbach in Kraft trat und Vorbild für weitere Kirchenordnungen wurde.