Memmingen

In Memmingen machten sich reformatorische Bestrebungen bereits sehr früh bemerkbar. Die entscheidende Figur war hierbei Christoph Schappeler (1472-1551), Inhaber der Prädikatur an der St. Martins-Kirche. Seit 1521 predigte er die neue Lehre. Nach einer Disputation, einem theologischen Streitgespräch, gestattete der städtische Rat Anfang 1525 die schrittweise Einführung der Reformation. Der Rat verhielt sich zunächst jedoch eher vorsichtig und führte noch keine neue Kirchenordnung ein.

Von überaus großer Bedeutung ist Memmingen darüber hinaus für den Bauernkrieg (1524/25, gebietsweise bis 1526), dem „Aufstand des gemeinen Mannes“. Mit dieser Wendung umschreibt der Historiker Peter Blickle die Tatsache, dass sich nicht nur Bauern, sondern die viel weiter gefasste "nicht herrschaftsfähige Bevölkerung" an den Auseinandersetzungen beteiligte. Darunter befanden sich etwa Handwerker, Stadtbürger und in Tirol und Thüringen auch Bergleute.

1525 tagten in der Reichsstadt Vereinigungen der oberschwäbischen Bauern und Handwerker und verabschiedeten mit den „12 Artikeln“ und einer „Bundesordnung“ wichtige programmatische Schriften. Maßgeblich daran beteiligt war Christoph Schappeler.

Doch bereits 1525 schlug der Schwäbische Bund, eine Vereinigung der Reichsstände, die Aufstände nieder. Er besetzte Memmingen und versuchte, die Stadt zu rekatholisieren. Erfolg hatte er damit allerdings nur über einen kurzen Zeitraum. Die Lehren Luthers und vor allem des Schweizer Reformators Huldrych Zwingli (1484-1531) waren in der Bevölkerung und der Stadtregierung mittlerweile so stark verwurzelt, dass der Rat ab 1527 der Reformation vollends zum Durchbruch verhalf.

Wie auch Lindau, Konstanz und Straßburg schloss sich Memmingen 1530 nicht der Confessio Augustana, sondern der sogenannten Confessio Tetrapolitana an. 1531 trat die Stadt dem Schmalkaldischen Bund bei, einem protestantischen Verteidigungsbündnis gegen den katholischen Kaiser Karl V. (röm.-dt. König 1519-1556, Kaiser ab 1530) und seine Verbündeten.