Handschriften der Karolingerzeit

Die karolingische Epoche war nach dem Zerfall des römischen Reiches eine Zeit der politischen, religiösen und kulturellen Erneuerung. Karl der Große (768-814, Kaiser ab 800) strebte in seinem Reich nach Vereinheitlichung – die Herstellung und Verwendung zuverlässiger Texte spielte dabei eine große Rolle. Mit der karolingischen Minuskel wurde eine neue Schrift eingeführt. Nach ersten einzelnen Klostergründungen im 7. Jahrhundert entstand in Bayern 739 mit den Bistümern Regensburg, Freising, Passau und Salzburg eine kirchliche Organisationsstruktur, innerhalb derer sich die Schreibtätigkeit und Buchmalereikunst der Mönche entwickeln konnte.

Im Formenschatz der Frühzeit spielte das Flechtband bei vielfältig wechselnden Flechtmustern eine Hauptrolle, dazu kamen stilisierte Blattformen und eine aus Fisch- und Vogelmotiven bestehende Tierornamentik. Oft sind künstlerische Einflüsse aus dem italienischen oder angelsächsischen Raum erkennbar. Auf bildliche Darstellungen wurde noch weitgehend verzichtet. Große Sorgfalt legte man auf die Gestaltung der Initialen. Häufig begegnen ikonographische Evangelistenbilder, die auf den Einfluss byzantinischer und antiker Traditionen verweisen.

Für die Geschichte der frühmittelalterlichen Buchmalerei des deutschen Sprachraums spielen St. Gallen und die Reichenau eine herausragende Rolle. Von beiden alemannischen Klöstern gingen vor allem in der Ornamententwicklung überaus starke Impulse aus.

(Nach: Elisabeth Klemm, Die Handschriften der Karolingerzeit, In: Pracht auf Pergament. Schätze der Buchmalerei von 780 bis 1180. Katalog zur Ausstellung. München 2012, S. 49-57.)

Die anderen Teilsammlungen zu "Pracht auf Pergament" in bavarikon

>> Diese Sammlung ist ein Teil des Bestandes "Pracht auf Pergament" der Bayerischen Staatsbibliothek und der Staatsbibliothek Bamberg.