Briefe und Billetts von Jean Paul
Die größte geschlossen überlieferte Sammlung von Autographen des Schriftstellers Jean Paul (eigentlich Johann Paul Friedrich Richter, 1763-1825) befindet sich heute als Dauerleihgabe der Oberfrankenstiftung in der Staatsbibliothek Bamberg. Sie umfasst Briefe und Billets, die der oberfränkische Autor an Emanuel Osmund (1766 -1842) richtete. Der in Bayreuth ansässige Handelsherr und Bankier Osmund war Jean Pauls wichtigster Brief- und engster Seelenfreund. Der Dichter schätzte den Austausch über seine Arbeiten und lebenspraktische Dinge mit dem frommen orthodoxen Juden, der fest verankert war im Kultur- und Geistesleben seiner Zeit.
Die in dichter Folge zwischen 1796 und 1825 niedergeschriebenen Mitteilungen stellen ein eindrucksvolles Zeugnis romantischer Brief- und Geselligkeitskultur dar, zugleich ein "sprechendes" Dokument deutsch-jüdischen Miteinanders. Da Jean Paul Briefe nicht als Gebrauchsschriftgut, sondern als Teil seines literarischen Werks ansah und mit Osmund fast täglich korrespondierte, ist diese Sammlung in ihrer Geschlossenheit von größtem literatur- und kulturgeschichtlichem Wert.
Sie umfasst 1.108 Briefe und Billets von der Hand Jean Pauls an Emanuel Osmund, außerdem 73 Autographen von Personen aus dem Umfeld des Schriftstellers.
Der Rechtsanwalt und Notar Dr. Franz Ulrich Apelt (1882–1944) aus dem sächsischen Zittau kaufte das umfangreiche Konvolut 1921 vom Urenkel Emanuel Osmunds und bewahrte es so vor der geplanten Versteigerung, die sicherlich zu einer Zerstreuung geführt hätte. Als in den 1970er Jahren die Enteignung der wertvollen Sammlung durch die Regierung der DDR zu befürchten war, gelang es den Erben Franz Apelts, die Autographen in die Bundesrepublik zu bringen und somit vor der erneuten Gefahr einer Zerstreuung zu retten.
>> Diese Sammlung ist ein Bestand der Staatsbibliothek Bamberg.