Das Lorscher Arzneibuch und weitere medizinische Handschriften

Das Lorscher Arzneibuch (Msc.Med.1) ist ein Meilenstein der abendländischen Medizingeschichte. Es entstand Anfang des 9. Jahrhunderts in der südhessischen Benediktinerabtei Lorsch und gelangte vor 1.000 Jahren durch Kaiser Heinrich II. (gest. 1024) nach Bamberg. 2013 wurde es in das Register des UNESCO-Dokumentenerbes aufgenommen.

Auf 150 Seiten versammelt die Handschrift verschiedenartige medizintheoretische und medizinpraktische Schriften in lateinischer Sprache, darunter als Hauptteil 482 Arzneimittelrezepte. Sie verbindet erstmals die Erkenntnisse der antik-heidnischen Medizin mit christlichen Glaubensinhalten. Seither galt die Behandlung Kranker nicht mehr als unstatthafter Eingriff des Menschen in den Heilsplan Gottes, sondern als Akt christlich gebotener Nächstenliebe. Diese neue Weichenstellung wirkt bis heute fort in Form der Verbindung von säkularer Wissenschaft mit einer Ethik des Helfens.

Das Buch gewinnt dadurch an zusätzlicher Bedeutung, dass es auf Blatt 42v das einzige bekannte (Teil-)Verzeichnis einer kaiserlichen Bibliothek des Frühmittelalters enthält, niedergeschrieben durch Leo von Vercelli (gest. 1026), den Lehrer und Vertrauten Kaiser Ottos III. Diese Bücherliste erlaubt es auch, die Geschichte der Handschrift weitgehend zu rekonstruieren: Nach dem frühen Tod Kaiser Ottos III. im Jahre 1002 kam die Handschrift in den Besitz seines Nachfolgers Kaiser Heinrich II., der sie der Dombibliothek des von ihm im Jahr 1007 gegründeten Bistums Bamberg schenkte. Von dort gelangte sie im Zuge der Säkularisation 1802/03 in die Kurfürstliche Bibliothek Bamberg, die heutige Staatsbibliothek Bamberg.

Neben dem Lorscher Arzneibuch werden in dieser virtuellen Sammlung einige weitere medizinischer Handschriften der Staatsbibliothek Bamberg präsentiert, darunter die Bamberger Chirurgie (Msc.Med.7), der Bamberger Blutsegen (in Msc.Med.6) und das Arzneibuch Ortolfs von Baierland (Msc.Med.22).

>> Diese Sammlung ist ein Bestand der Staatsbibliothek Bamberg.