Kammer der Reichsräte und Kammer der Abgeordneten 1893: Mitgliederverzeichnis zum XXXII. Landtag
Das Verzeichnis der Kammer der Reichsräte von 1893 nennt im Vergleich zur Mitgliederliste von 1851/52 zusätzlich die jeweiligen Residenzen. Insgesamt umfasste die Kammer zum 32. Landtag 76 Mitglieder. 159 Delegierte werden auf dem Verzeichnis der Kammer der Abgeordneten aufgeführt (Oberbayern: 28; Niederbayern: 20; Pfalz: 20; Oberpfalz und Regensburg: 16; Oberfranken: 18; Mittelfranken: 19; Unterfranken und Aschaffenburg: 19; Schwaben und Neuburg: 19).
Ab den 1860ern spielten im politischen Gefüge die neu entstehenden Parteien eine wachsende Rolle. Hierzu gehörte der Liberalismus, unter anderem mit der 1863 gegründeten Fortschrittspartei. Waren liberale Parteien zunächst dominierend, so ging ihr Anteil vor allem nach 1875 stark zurück.
1866 organisierte sich die katholische Rechte in der Abwehr gegen den Protestantismus und gegen Preußen als Patriotenpartei, die mit den Wahlen im Mai 1869 in den Landtag einzog und bis 1918 stärkste Fraktion blieb. In der Novemberwahl 1893 erreichte sie die absolute Mehrheit. 1887 benannte sich die Partei in Bayerisches Zentrum um.
Daneben ist noch die Arbeiterbewegung zu nennen. Nach der Auflösung der Arbeiterbildungsvereine 1849 (Verbot aller Vereine), gründete sich 1861 wieder in Nürnberg der erste liberale Arbeiterverein und 1864 in Augsburg ein Ableger des Allgemeinen Deutschen Arbeitervereins von Ferdinand Lassalle (1825–1864). 1869 bildete sich die Sozialdemokratische Deutsche Arbeiterpartei. Erst ab den 1890ern konnten die Sozialdemokraten ihren Einfluss erhöhen. Erstmals zogen sie 1893 mit fünf Abgeordneten in den Landtag ein.
Noch im Wahljahr selbst gründete sich für Niederbayern der Bayerische Bauernbund und erhielt neun Mandate. Formell gegründet wurde er aber erst 1895 unter Einbezug von Franken und Schwaben. Seine Ausrichtung war föderalistisch, demokratisch und antiklerikal. Vertreten im Landtag 1893 waren SPD (3,7%), Liberale (36,1%), die Volkspartei (2,1%), der Bayerische Bauernbund (8,3%), das Zentrum (47,0%) und die Konservativen (2,0%).