‚Der Engelsturz‘: Die Flucht Lola Montez’ aus Bayern

Die konstitutionelle Monarchie erlebte in den letzten Regierungsjahren König Ludwigs I. (1786–1868, König von 1825–1848) eine tiefe Krise. Die Vormärz- und Liberalisierungsforderungen sowie die wachsende Unzufriedenheit kumulierten in Bayern im Frühjahr 1848. Durch eine Affäre mit der Tänzerin Lola Montez (1821–1861) hatte der Monarch stark an Ansehen eingebüßt.

Die irische Tänzerin war 1846 nach München gekommen und wurde die Geliebte König Ludwigs I. Neben umfangreicher finanzieller Unterstützung erhielt sie von ihm ein Palais in der Barer Straße 7 in München und einen Adelstitel als Gräfin von Landsfeld. Daneben setzte Ludwig ihre Einbürgerung gegen erhebliche Widerstände durch und nahm dafür unter anderem den Rücktritt des Innenministers Karl von Abel (1788–1859) in Kauf.

Anfang Februar 1848 brachen an der Münchner Universität Unruhen zwischen Anhängern und Gegnern Montez’ aus. Auf Anordnung Ludwigs wurde die Universität geschlossen. Heftige Demonstrationen und Proteste zwangen den König, diese am nächsten Tag wieder zu öffnen und Lola Montez auszuweisen.

Die Lithographie „Der Engelsturz“ zeigt die Ausweisung der Tänzerin am 11. Februar 1848. Die Karikatur ist angelehnt an das Gemälde von Peter Paul Rubens (1577–1640) und zeigt in der Mitte die gestürzte Tänzerin, die aus der Stadt verwiesen wird. Sie ist umgeben von Studenten des ihr ergebenen Korps „Alemannia“ und mehreren Verehrern. Über ihr versammelt sind ihre Gegner: Bürger, Professoren und Studenten sowie der bayerische Löwe.

Anhaltende Unruhen und die revolutionäre Stimmung zwangen Ludwig schließlich zu umfangreichen Zugeständnissen in der Märzproklamation und am 20. März 1848 zur Abdankung.

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