Die Regentschaftszeit: Erinnerungskarte an den 90. Geburtstag von Prinzregent Luitpold

Nach der Absetzung König Ludwigs II. 1886 (1845–1886, König ab 1864) übernahm sein Onkel Luitpold (1821–1912, Prinzregent 1886–1912) als Prinzregent die Herrschaft bis 1912 – kurzzeitig für Ludwig und nach dessen Tod für seinen unmündigen Bruder Otto (1848–1916).

Im Gegensatz zu seinen Vorgängern hielt Luitpold sich bei politischen Entscheidungen eher zurück, sodass Parlament und Königtum immer stärker in den Hintergrund rückten. Die eigentliche Macht übte die Regierung, also die Ministerien und der Vorsitzende des Ministerrats, aus. Daneben bildete sich die Geheimkanzlei, die 1886 anstelle des Kabinettsekretariats geschaffen wurde, als wichtigstes Beratungsgremium heraus. Der Regent besaß laut Verfassung eingeschränktere Rechte als ein König: Er durfte keine neuen Ämter einführen und keine Titel und Privilegien neu vergeben, auch Krongüter durfte er nicht verkaufen. Ämter konnten nur provisorisch besetzt werden, eine Ausnahme war der Justizbereich.

In der Bevölkerung waren der repräsentative Regierungsstil sowie die betonte Volkstümlichkeit Luitpolds beliebt. Nach 26 Regierungsjahren starb Luitpold im Alter von 91 Jahren am 12. Dezember 1912. Die „Prinzregentenzeit“ war gekennzeichnet von Frieden (gerade im Gegensatz zum kurz darauf ausbrechenden Ersten Weltkrieg) sowie von wirtschaftlichem und kulturellem Aufschwung und Wandel. Gleichzeitig gilt sie jedoch als Phase der Rückstellung bayerischer Interessen hinter die Reichspolitik.

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