Kriegsende und Systemkrise

Am Ende des Ersten Weltkriegs war die bayerische Bevölkerung kriegsmüde und ausgezehrt von den unerträglichen Verlusten und Entbehrungen vier langer Kriegsjahre. 200.000 bayerische Soldaten hatten ihr Leben in den Schützengräben verloren. Unzählige waren verstümmelt und kriegsversehrt. In der Heimat waren bereits im Laufe des Jahres 1915 Nahrungsmittel zur Mangelware geworden. Die Blockade der Alliierten und die Unfähigkeit der staatlichen Stellen, eine gerechte Verteilung der vorhandenen Mittel zu organisieren, hatten v.a. für die ärmeren Bevölkerungsteile in den Städten den Hunger zur alltäglichen Erfahrung werden lassen. Bereits im Oktober 1916 war es deswegen, u.a. auf dem Marienplatz in München, zu Ausschreitungen gekommen.

Zudem war im Laufe der Kriegsjahre immer deutlicher geworden, dass das Deutsche Reich und auch das Königreich Bayern den Krieg keineswegs, wie im August 1914 beschworen, nur zu Verteidigungszwecken führten. Vielmehr legten insbesondere die Friedensverhandlungen von Brest-Litowsk im Januar 1918 die Annexionspläne der Mittelmächte offen. Gerade große Teile der Arbeiterschaft waren nicht mehr bereit, den Weltkrieg unter diesen Umständen weiterzuführen, zumal demokratische Reformen ausblieben. In Bayern war etwa die Ausübung des Landtagswahlrechts von der Steuerleistung abhängig. Frauen waren nicht wahlberechtigt.

Ende Januar 1918 kam es auch wegen der mangelnden politischen Partizipation großer Teile der Bevölkerung zum ersten großen politisch motivierten Massenstreik seit Ausbruch des Ersten Weltkriegs. An diesem nahmen im ganzen Reich mehr als eine Million Menschen teil. Den Behörden und Sicherheitskräften gelang es nur durch die Verhaftung der Streikführer, das revolutionäre Potenzial nochmals einzudämmen.

Für einen revolutionären Umbruch setzte sich v.a. der Spartakusbund ein, der aus dem linken Flügel der ehemaligen SPD hervorgegangen war. Diese hatte im August 1914 zunächst die Burgfriedenspolitik und die Kriegsführung des Deutschen Reiches unterstützt. Seit Dezember 1915 lehnte ein Teil der sozialdemokratischen Reichstagsfraktion aber die Weiterbewilligung der Kriegskredite ab und gründete im April 1917 eine eigene Unabhängige Sozialdemokratische Partei Deutschlands (USPD). Diese setzte sich für eine rasche Beendigung des Krieges ein, wenn nötig durch eine Revolution. Die Mehrheitssozialdemokraten (MSPD) setzten dagegen weiterhin auf Reformen und befürchteten, dass die sozialdemokratische Arbeiterschaft bei dem Versuch einer Revolution niedergeschlagen und ihr die Schuld für den verlorenen Krieg zugeschoben werden würde.