Die Räterepubliken

Nach den Attentaten am 21. Februar 1919 und dem daraus entstandenen Machtvakuum spitzte sich die Situation in München bis Anfang April 1919 zu. Die Mitte März gebildete Regierung unter Ministerpräsident Hoffmann war nicht in der Lage, stabile Verhältnisse zu gewährleisten. Ein Teil der Räte radikalisierte sich zusehends. Rätevertreter fürchteten, dass die Beratungen über die Weimarer Reichsverfassung und eine neue bayerische Verfassung zu einer Marginalisierung der Rätebewegung führen könnten. Zudem verschlechterte sich die wirtschaftliche Versorgungslage in der bayerischen Landeshauptstadt rapide. Als am 21. März in Ungarn eine Räterepublik ausgerufen wurde, stimulierte dies die äußerste Linke zusätzlich. Anfang April kam es zu einer Machtprobe zwischen der bayerischen Regierung und dem Zentralrat: Die für den 8. April vorgesehene Einberufung des Landtags konnten die Rätevertreter verhindern.

Die erste Räterepublik

Am 7. April proklamierten schließlich Vertreter des Zentralrats und des Revolutionären Arbeiterrats in München die „Räterepublik Baiern“. Die Regierung Hoffmann verlegte daraufhin ihren Sitz nach Bamberg und ergriff publizistische und wirtschaftliche Gegenmaßnahmen. Der Einfluss der Räteregierung beschränkte sich zwar von Anfang an vor allem auf den Münchner Raum, die Geschehnisse in der Landeshauptstadt waren jedoch für ganz Bayern von Belang. Die neue Regierung wurde von Schriftstellern wie Gustav Landauer (1870-1919), Erich Mühsam (1878-1934) oder Ernst Toller (1893-1939) geprägt. Sie verfolgte idealistische Ziele wie den Pazifismus, war jedoch mangelhaft organisiert und agierte dilettantisch.

Räterepubliken außerhalb von München

Räterepubliken wurden auch in anderen bayerischen Orten ausgerufen. Fast alle wurden aber nach nur wenigen Tagen wieder beendet, so in Augsburg, Fürth oder Würzburg. Lediglich in der näheren Umgebung von München konnten Räterepubliken länger Bestand haben, etwa in Kolbermoor, Rosenheim oder Starnberg. Erst die militärische Intervention von Freikorps und Regierungstruppen führte zu einem Ende der dortigen Räteherrschaften.

Kommunistische Räterepublik und Niederschlagung der Rätebewegung

Die erste Münchner Räteregierung hatte nur kurz Bestand. Nach einem erfolglosen Putsch regierungstreuer Truppen übernahmen Kommunisten unter Führung von Max Levien (1885-1937) und Eugen Leviné (1883-1919) am 13. April die Macht und begründeten eine zweite Räterepublik. Von Bamberg aus organisierte die Regierung Hoffmann gemeinsam mit der Berliner Reichsregierung militärische Gegenmaßnahmen. Reichswehr- und Freikorpsverbände rückten gegen München vor und schlugen Anfang Mai 1919 die Räterepublik in bürgerkriegsähnlichen Kämpfen nieder. Teilweise gingen die Truppen dabei mit unverhältnismäßiger Gewalt vor, der auch zahlreiche Unbeteiligte zum Opfer fielen.