Streik der Munitionsarbeiter, Januar 1918

Während des Ersten Weltkriegs kam es Ende Januar 1918 erstmals zu politisch motivierten Massenstreiks im Deutschen Reich. Den Anlass gaben die ins Stocken geratenen Friedensverhandlungen mit dem revolutionären Russland in Brest-Litowsk, bei denen sich die Annexionsziele der deutschen Führung unverhohlen gezeigt hatten. Bereits am 2. Januar 1918 hatten hunderttausende Rüstungsarbeiter in Österreich-Ungarn die Arbeit eingestellt. Ab dem 27. Januar streikten auch in den Rüstungsbetrieben der deutschen Großstädte bis zu einer Million Menschen.

Organisiert wurden die Massenstreiks von der USPD bzw. dem Spartakusbund, wie etwa in Berlin. Dort setzte sich u.a. der Unabhängige Sozialdemokrat Adolph Hoffmann (1858-1930) für die Arbeitsausstände ein. Das Foto zeigt Hoffmann bei einer Rede während des Streiks im Januar 1918.

Vielerorts unterstützten auch die Mehrheitssozialdemokraten (MSPD) die Streikenden. Während in Nürnberg und in anderen bayerischen Städten die Arbeit in den Rüstungsbetrieben am 30. Januar bereits wieder aufgenommen wurde, begannen in München die Rüstungsarbeiter erst am 31. Januar zu streiken. Wie der Regierungspräsident von Oberbayern, Dr. Gustav von Kahr (1862-1934), am 4. Februar 1918 in dem hier gezeigten Bericht ausführte, beteiligten sich ca. 4.000 Beschäftigte aus zehn Betrieben. Hier hatte v.a. Kurt Eisner (1867-1919) zur Niederlegung der Arbeit aufgerufen. Als Eisner und andere führende USPD-Vertreter in Bayern am Abend des 1. Februar 1918 in Haft genommen wurden, gelang es MSPD und Gewerkschaften schnell, die Arbeiter davon zu überzeugen, die Streiks zu beenden. Durch die engen Kontakte zwischen MSPD und Behörden blieben Zusammenstöße wie in anderen deutschen Städten aus.

Trotz des schnellen Endes des Januarstreiks in München wurde dieser von Eisner als Erfolg wahrgenommen. Schließlich hatte sich gezeigt, dass grundsätzlich das Potenzial zur Mobilisierung der Arbeiterschaft bestand.

Zum Digitalisat des Fotos von Adolph Hoffmann

Zum Digitalisat des Berichts des Regierungspräsidenten von Oberbayern, Gustav von Kahr