Revolutionsfeier im bayerischen Nationaltheater, 17. November 1918

Am 17. November 1918 fand im Nationaltheater in München die von Kurt Eisner (1867-1919) inszenierte Revolutionsfeier statt. Die Veranstaltung wurde von Beethovens Leonoren-Ouvertüre, dirigiert von Bruno Walter (1876-1962), und dem von Eisner verfassten Gesang der Völker musikalisch umrahmt. Die Festansprache hielt der Ministerpräsident selbst. In dieser formulierte er seine Gedanken über das neu zu schaffende Staatswesen. Insbesondere sollte eine lebendige Demokratie etabliert werden, die den Menschen mehr Mitwirkungsmöglichkeiten bot als lediglich die regelmäßig stattfindenden Wahlen. Eingangs gedachte er außerdem dem am 9. November 1918 bei einem Autounfall tödlich verunglückten Ludwig Gandorfer (1880-1918), der ebenfalls der USPD angehört hatte. Mit diesem zusammen hatte Eisner die Revolution seit seiner Haftentlassung am 14. Oktober 1918 geplant und den Demonstrationszug zu den Münchner Kasernen am 7. November 1918 angeführt. Sein Bruder Carl Gandorfer (1875-1932) erhielt eine eigens von Eisner unterzeichnete Legitimationskarte für die Revolutionsfeier.

Die Gebrüder Gandorfer aus Pfaffenberg bei Mallersdorf in Niederbayern boten Eisner die Möglichkeit, eine Verbindung zur bayerischen Bauernschaft herzustellen, die die Lebensmittelversorgung der Städte sicherstellen sollte. Carl Gandorfer, der anders als sein Bruder Ludwig im Bayerischen Bauernbund engagiert war, benannte etwa die Mitglieder des Parlamentarischen Bauernrates, der sich in der Folge ausschließlich aus Bauernbundsmitgliedern zusammensetzte.

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