Programmatische Erklärung des bayerischen Ministerrats, 2. Dezember 1918

Bereits wenige Tage nach der Revolution begannen sich die rechten Gegner der politischen Neuordnung zu formieren. Gerade Kurt Eisner (1867-1919) wurde zur Zielscheibe rechtsnationaler und antisemitischer Diffamierungen. Zahlreiche Gerüchte über die Ziele der Revolutionsregierung waren zudem im Umlauf und verunsicherten die Bevölkerung, zumal immer wieder Meldungen über die schrecklichen Ereignisse aus dem russischen Bürgerkrieg auch nach Bayern drangen.

Die programmatische Erklärung des Ministerrats vom 2. Dezember 1918 sollte deshalb auf die bayerische Bevölkerung beruhigend wirken. Hier wurde nochmals die Entschlossenheit der provisorischen Regierung betont, Ruhe und Ordnung aufrechtzuerhalten und die Rechte Bayerns in einem föderativen deutschen Staatswesen einzufordern. Zudem wurde in der Erklärung die bereits in der Proklamation vom 8. November 1918 formulierte Absicht wiederholt, so rasch wie möglich eine Nationalversammlung einzuberufen.

Hiergegen wiederum formierten sich linksradikale Rätevertreter, die für eine Fortführung der Revolution nach russischem Vorbild eintraten. Dies zeigte sich v.a. am 5. Dezember 1918: Nachdem Innenminister Erhard Auer (1874-1945) im Ministerrat einen Wahltermin für den 12. Januar 1919 hatte durchsetzen können, zog ein bewaffneter Mob zu seiner Wohnung und verlangte unter vorgehaltener Waffe seinen Rücktritt. In den folgenden Wochen geriet die Revolutionsregierung immer stärker unter den Druck der radikalen Kräfte von links und rechts, während zuverlässige Sicherheitskräfte zunehmend fehlten.

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